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Angebliche Zensurfunktionen Bundesbehörde prüft Xiaomi-Handy

Litauen hat seine Bürger aufgefordert, keine chinesischen Smartphones mehr zu verwenden. Nun hat auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Untersuchung eingeleitet.
Xiaomi-Logo vor einem Smartphone: Das Unternehmen wehrt sich gegen Zensurvorwürfe

Xiaomi-Logo vor einem Smartphone: Das Unternehmen wehrt sich gegen Zensurvorwürfe

Foto: DADO RUVIC / REUTERS

Nach Berichten über Sicherheitslücken und eingebaute Zensurfunktionen in chinesischen Mobiltelefonen wird nun auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aktiv. »Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) führt derzeit eine technische Untersuchung eines Xiaomi-Mobilfunkgerätes durch«, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums zum SPIEGEL. Demnach geht es aktuell um ein spezifisches Modell.

Auslöser für die Untersuchung sind Warnungen der litauischen Regierung vor problematischen Funktionen und Schwachstellen in mehreren Geräten chinesischer Hersteller. Die Cybersicherheitsbehörde Litauens hatte im Fall von Xiaomi vor einer eingebauten Zensurfunktion gewarnt, die Aussagen wie »Es lebe die Unabhängigkeit Taiwans« und »Demokratiebewegung« erkennen und zensieren könne. Diese Funktion sei zwar standardmäßig deaktiviert, könne aber jederzeit aus der Ferne eingeschaltet werden. Huawei und Xiaomi sind nach Angaben der Behörde in den Fokus geraten, weil in öffentlichen Datenbanken Cybersicherheitsrisiken in deren Produkten identifiziert worden waren. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Nach SPIEGEL-Informationen geht es bei der Untersuchung des BSI zunächst darum, diesen Vorwürfen nachzugehen. Sollten Probleme in anderen Bereichen, wie beispielsweise bei der IT-Sicherheit, entdeckt werden, würden diese aber auch in einen Bericht der Behörde einfließen, hieß es aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen. Geräte von Huawei, vor denen die litauische Cybersicherheitsbehörde ebenfalls gewarnt hatte, werden nach SPIEGEL-Informationen derzeit aber nicht überprüft.

Das BSI hatte in der vergangenen Woche noch zurückhaltend auf Warnungen der litauischen Regierung vor angeblichen Sicherheitslücken in chinesischen Smartphones reagiert. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters über die Überprüfung eines Xiaomi-Modells berichtet.

Xiaomi will eine unabhängige Prüfung

Xiaomi hat in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Aufstieg erfahren. Der Marktforschungsfirma Counterpoint zufolge  hat das Unternehmen seine weltweiten Marktanteile seit 2019 verdoppelt. Mit 16 Prozent am globalen Smartphonemarkt liegt es mittlerweile vor Apple auf dem zweiten Platz. In Europa ist der chinesische Konzern 2021 sogar auf den ersten Platz vorgerückt, hat laut Strategy Analytics  einen Marktanteil von 25,3 Prozent und damit sogar Samsung abgehängt.

Ein Sprecher von Xiaomi erklärte dem SPIEGEL, man nehme die Vorwürfe der litauischen Cybersicherheitsbehörde ernst, bestreite aber die Darstellung bestimmter Ergebnisse. Die in dem Bericht aufgeworfenen Fragen wollen man »von einem unabhängigen Experten prüfen lassen.«

Zum Vorwurf der Zensur sagte er: »Die Produkte von Xiaomi beschränken oder filtern nicht die Kommunikation von oder zu ihren Nutzern. Xiaomi hat nie und wird auch in Zukunft keine persönlichen Aktivitäten seiner Smartphone-Nutzer einschränken oder blockieren«.

Eine von dem Unternehmen auf seinen Smartphones eingesetzte »Werbemanagement-Software« diene dazu, »Nutzer vor anstößigen Inhalten wie Pornografie, Gewalt, Hassbotschaften und Bezugnahmen, die für lokale Nutzer beleidigend sein könnten, zu schützen.« Das sei »in der Smartphone- und Internetbranche weltweit üblich.« Zudem erfülle Xiaomi »alle Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung«.

mak/hpp/Reuters