Amazon bevorzugt eigene Zustellung

Deutsche Post transportiert weniger Pakete

04.05.2022
Jahrelang ging es beim Paketgeschäft nach oben, angekurbelt durch den Online-Handel. Die Corona-Pandemie war dann ein zusätzlicher Wachstumstreiber. Doch das ist Geschichte, wie Zahlen der Deutschen Post zeigen.
Das Volumen der von der Deutschen Post beförderten Pakete hat sich im ersten Quartal 2022 deutlich reduziert. Grund: Bisheriger DHL-Großkunde Amazon stellt verstärkt auf den eigenen Vertrieb um.
Das Volumen der von der Deutschen Post beförderten Pakete hat sich im ersten Quartal 2022 deutlich reduziert. Grund: Bisheriger DHL-Großkunde Amazon stellt verstärkt auf den eigenen Vertrieb um.
Foto: Deutsche Post DHL

Der Corona-Boom im Paketgeschäft ist vorbei. Wie die Deutsche Post DHL am Dienstag mitteilte, sank die Menge der in Deutschland beförderten Pakete im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa ein Fünftel (19 Prozent). Die Entwicklung kommt nicht überraschend, denn im Vergleichsquartal war die Paketmenge außergewöhnlich hoch - damals bestellten die Menschen wegen Corona-Einschränkungen viel mehr im Internet als zuvor. Darauf verwies Konzernchef Frank Appel am Dienstag. "Dieses Quartal ist genau in Linie mit dem, was wir erwartet hatten." Ob die Paketmenge im Gesamtjahr ebenfalls sinken wird, wollte er noch nicht abschätzen.

Negativ hinzu kommt, dass ein Großkunde der Post, der Online-Händler Amazon, stärker auf die eigene Zustellung setzt und sich das Volumen der von DHL beförderten Amazon-Pakete reduziert hat. Appel nannte noch einen weiteren Grund für die schwachen Zahlen im Paketgeschäft: Nach seiner Darstellung hat sich das Konsumentenverhalten der Menschen durch den Ukraine-Krieg verändert. "Da geht man nicht online shoppen, sondern verfolgt, was passiert." Die Sorge über steigende Energiekosten habe die Kauffreude der Verbraucher seit Kriegsbeginn gedrosselt, sagte der Manager.

Briefgeschäft legt zu

In der Konzernsparte Post & Paket Deutschland gab es aber auch einen Lichtblick. Denn das Briefgeschäft, das im Digitalzeitalter lange geschrumpft ist, zeigte sich erstaunlich robust und legte sogar zu - hier stieg das Volumen um sieben Prozent. Das lag daran, dass Unternehmenskunden wieder mehr Werbung verschickten als noch im ersten Quartal 2021, als viele Shops geschlossen waren oder die Konsumenten die Innenstädte aus Angst vor Corona generell mieden.

Rechnet man das Brief- und das Paketgeschäft zusammen, so sank der Umsatz in der Konzernsparte Post & Paket Deutschland um sieben Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis in dem Bereich brach sogar um ein Drittel ein, was Appel unter anderem mit Kosten durch personelle Corona-Ausfälle und Corona-Tests begründete.

Andere Konzernbereiche entwickelten sich deutlich besser, das Frachtgeschäft und der Lieferketten-Bereich legten stark zu. Die Express-Sparte, bei der DHL vor allem für Unternehmen Sendungen in einem garantierten Zeitfenster zustellt, konnte ihren Umsatz zwar ebenfalls verbessern, das Betriebsergebnis blieb hingegen fast gleich. Das lag auch an Wertminderungen, die nach der Einstellung des Russland-Geschäfts erfolgten, und an höheren Treibstoffkosten.

Lockdown-Ende in China sehnlichst erwartet

Während in Europa und in den USA Corona-Einschränkungen eher der Vergangenheit angehören, fährt China wegen steigender Infektionszahlen einen harten Kurs. Das stellt auch DHL vor Herausforderungen. "Wir wissen nicht, wie lange die Lockdowns in China noch anhalten werden", sagte Finanzvorständin Melanie Kreis. Die Einschränkungen wirkten sich in den betroffenen Gebieten auf die Sendungsmengen aus. "Unsere Kolleginnen und Kollegen machen einen ausgezeichneten Job, um die Dinge am Laufen zu halten", sagte sie. "Sie übernachten teilweise in unseren Betriebsstätten, um nicht in ihren Wohnvierteln vom Lockdown erwischt zu werden." Nach dem Lockdown-Ende rechnet sie mit rasch anziehenden Geschäften.

Alles in allem hat die Deutsche Post DHL - trotz des schwächelnden Paketgeschäfts - ein gutes Quartal hinter sich. Der Konzernumsatz erhöhte sich um 19,8 Prozent auf rund 22,6 Milliarden Euro, der Gewinn legte um 13,5 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zu. "Unser Portfolio zeichnet sich dadurch aus, dass wir auch in schwierigen Situationen resilient sind", sagte Appel. (dpa/rw)

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