Zum Inhalt springen

Kampf gegen Kindesmissbrauch Bürgerrechtler zu Apple: »Durchsucht unsere Telefone nicht!«

Mehr als 90 Organisationen kritisieren die Pläne des iPhone-Herstellers, Geräte nach illegalen Fotos zu durchforsten. Apple beharrt aber auf seinem Vorhaben.
Tim Cook bei einer Produktpräsentation 2019: Die Bilder der iPhone-Kamera landen im Normalfall in der iCloud

Tim Cook bei einer Produktpräsentation 2019: Die Bilder der iPhone-Kamera landen im Normalfall in der iCloud

Foto: dpa

Eine internationale Allianz will Apple davon abhalten, ab Herbst die Geräte und Konten der US-Kundschaft nach Missbrauchsbildern zu durchsuchen. »Obwohl diese Pläne darauf ausgerichtet sind, Kinder zu beschützen und die Verbreitung von Missbrauchsbildern einzuschränken, sind wir besorgt, dass die Techniken eingesetzt werden, um die Meinungsfreiheit zu beschränken«, heißt es in dem offenen Brief , den bei Veröffentlichung 90 Bürgerrechtsorganisationen aus vielen Ländern unterschrieben haben.

Apples Pläne sehen zwei verschiedene Techniken vor: Zum einen will das Unternehmen einen Filter auf iPhones einsetzen, der Eltern (aber nicht Apple selbst) benachrichtigen kann, wenn ihren Kindern pornografisches Material über iMessage zugeschickt wird. Zum anderen will Apple Bilder vor dem Upload in die iCloud mit Datenbanken von Kinderschutzorganisationen abgleichen und so Missbrauchsbilder identifizieren.

Gegen diese Vorhaben führen die Bürgerrechtler eine Reihe von Bedenken an. Zum einen befürchten sie, dass andere Staaten diese Technik zu anderen Zwecken aktivieren. So hat unter anderem die brasilianische Regierung bereits von WhatsApp die Aufhebung der Vertraulichkeit von Nachrichten gefordert. Zum anderen führen die Verfasser des Schreibens an, dass solche Filter notorisch unzuverlässig seien und auch bei Kunst oder Aufklärungsmaterial anschlügen.

Gleichzeitig befürchten die Bürgerrechtler, dass die Funktion, die eigentlich zum Schutz von Kindern gedacht sei, sich unter Umständen in ihr Gegenteil verkehren – etwa wenn streng gläubige Eltern über Aufklärungs- oder LGBTQ+-Inhalte informiert würden, die ihre Kinder erhalten oder senden.

Apple hat solche Bedenken in den vergangenen Wochen immer wieder zurückgewiesen und verweist auf die komplexen Prozesse, die verhindern sollen, dass die Technik zu einem anderen Zweck als der Bekämpfung von Kindesmissbrauch eingesetzt werden könne. Zunächst will das Unternehmen diese Funktionen nur in den USA freischalten.

Unterdessen hat die amerikanische Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation eine eigene Petition  unter dem Titel »Durchsucht unsere Telefone nicht« gestartet, die von Nutzerinnen und Nutzern mitgezeichnet werden kann. »Ein Programm zum Durchsuchen der Fotos auf unseren Telefonen wird Regierungen auf der ganzen Welt anspornen, mehr Zensur- und Überwachungsmöglichkeiten zu fordern, als sie heute bereits haben«, heißt es darin.

tmk/Reuters