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Flower Power Apple iMac "Gott, ist der hässlich!"

Apple hat immer polarisiert. Nie galt das mehr, als für die auf der Tokioter Macworld Apple Expo vorgestellten neuen Modelle. Die setzen nach wie vor auf Design: Das der Siebziger.

Es passt. Steve Jobs, man weiß das, hatte früher eine Mähne. Student war er auch, zudem zur richtigen Zeit: Es ist also hochwahrscheinlich, dass er irgendwann Mitte der Siebziger einem Hobby frönte, das damals sehr populär war. Die Rede ist von Batik, genauer: Dem Batik-Färben von T-Shirts.

Das ist eigentlich ganz einfach. Man nimmt ein weißes T-Shirt, dreht, knotet und bindet es fest mit Schnüren ab, wirft es in einen Eimer mit Batikfarbe - und heraus kommt ein psychedelisches Design mit hypnotischen Kapazitäten. Geübte Batiker tränken ihr T-Shirt in Wachs und färben es in mehreren Durchgängen schreiend bunt vielfarbig.

Ältere Semester bekommen feuchte Augen, wenn sie sich daran erinnern. Noch älteren läuft ein kalter Schauder den Rücken hinab: So liefen einst ihre Kinder herum. Jüngere finden solche Designs schon wieder hip - wenn auch nicht alle.

Das Echo auf die Vorstellung der neuen Apple iMacs hätte jedenfalls kaum kontroverser sein können. "Gott, ist der hässlich", war da in einem Apple-Fanforum zu lesen, "ist das ein bösartiger, schlechter Scherz?"

Reine Geschmackssache

Nein, widersprechen andere Fans, das ist ein "genialer Marketing-Schachzug: Es ist doch offensichtlich, das Apple auf die Käufergruppen der Frauen und Kinder zielt". Wieder andere finden die neuen Modelle schlicht sexy: Offensichtlich eine reine Geschmackssache.

Apple macht also weiter mit seiner Strategie, das Wort "Personal Computer" wörtlich zu nehmen. Design ist und bleibt ein Verkaufsargument für die Apfelkisten, die in den letzten Jahren Trends setzten: Transparente Gehäuse in Bonbonfarben bietet inzwischen selbst der PC-Schrauber an der Ecke an. Dass Apple nun mit gewagten Designs kommt, ist darum nur konsequent: Es wird eine Weile dauern, bis Nachahmer folgen werden.

Aber es wäre schlimm bestellt um Apple, wenn sich die Produktneuerungen nur auf Design beschränken würden. Nein, auch in Sachen Innenleben hat sich einiges getan. "Wir setzen voll auf Musik", sagte Jobs und verkündete stolz, dass die "Upper Crust" der neuen iMacs nun mit CD-Brennern ausgerüstet ist. Das freut die Napster-Freunde, weniger aber die Fans des Films: Die letzte Generation der iMacs war DVD-fähig, die neue ist es nicht. Dieses Entweder-Oder ist ein logischer Tribut an das Kompakt-Konzept der Apple-Rechner: Die Zahl der Slots, der internen Zusatzgeräte etc. ist doch sehr begrenzt.

Was Fans vielleicht sogar gern verschmerzen werden. Doch der Unmut über einen anderen Trend war umgehend zu spüren: Die neuen Macs sind teuer. Der Preis für die verschiedenen Modelle stieg im Schnitt um rund 100 Dollar. Auf dem deutschen Markt wird sich das besonders krass auswirken: Hier operierte Apple in den letzten zwei Jahren mit leicht verbilligten Kisten. Der preisliche Unterschied zwischen der alten und neuen iMac-Generation wird hier satte 500 Mark betragen - quer durch die Modellreihen. Schnell kam die Frage auf, ob eine Preisung von rund 2500 Mark bis zu 3800 Mark für Rechner, die gerade einmal mit einem 15''-Monitor daherkommen, noch zeitgemäß ist.

Fazit

Ja, die neuen Modelle bieten einiges: Sie sind schneller geworden. Trotzdem vermisst man ein wenig die Logik in der Zusammenstellung der Systemkomponenten: Festplatten bis zu 40 Gigabyte klingen gut, und aus bis zu 600 MHz lässt sich mit einem Apple eine Menge mehr herauskitzeln als aus einem PC. Aber warum sind die beiden "kleineren" Modelle standardmäßig mit nur 64 MB Arbeitsspeicher ausgerüstet? Auch das mag für einen Apple schon satt sein - zur Inbetriebnahme des neuen Apple-Betriebssystems MacOS X, das für das Frühjahr angekündigt ist, wird es nicht reichen. Die Flower-Power-Reihe kommt also mit neuer Hülle, aber ohne neues Hirn. Warum?

Unter dem Strich wird sich Jobs also einiges an Kritik gefallen lassen müssen. Schließlich sind die neuen Modelle Teil einer Initiative, mit der die rückläufigen Verkaufszahlen der letzten Monate aufgefangen werden sollen. Ob das mit so geschmacksabhängigen Designs wie "Flower Power" oder "Blue Dalmatian" gelingen wird, bleibt abzuwarten. Steve Jobs ist sicher: "Diese Modelle sind Meilensteine in der Geschichte der Macintosh-Computer". So oder so.

P.S.: Im Vertrauen, mir gefällt's. Und Ihnen?

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