Mitarbeiter wollen Freiheiten

Wie viel Home-Office verträgt Apple?

07.06.2021
Von Redaktion Computerwoche
Viele Menschen haben sich in der Coronakrise an das Home-Office gewöhnt und möchten es nicht missen. Das gilt auch für Apple, wo CEO Tim Cook Mühe hat, für seine Hybrid-Work-Pläne Begeisterung zu wecken.
Bei Apple zeigt man sich in Sachen Home-Office weit weniger liberal als es andere IT-Riesen tun.
Bei Apple zeigt man sich in Sachen Home-Office weit weniger liberal als es andere IT-Riesen tun.
Foto: Benny Marty - shutterstock.com

Apple will seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von September 2021 an für mindestens drei Tage pro Woche zurück in die Unternehmensbüros holen. Doch damit sind nicht alle einverstanden, wie "The Verge" auf der Grundlage eines internen Protestschreibens berichtet. Eine Gruppe von Beschäftigten möchte weiter flexibel arbeiten und über ihre Präsenz in Home-Office oder Firmenbüro selbst entscheiden.

Man wolle das Management über wachsende Bedenken im Kollegenkreis unterrichten, heißt es in dem Brief. Apples Remote-Work-Regelungen und auch die begleitende Kommunikation dazu hätten schon erste Kündigungen zur Folge gehabt. Das Unternehmen zwinge seine Beschäftigten in einen unnötigen Konflikt. Auf der einen Seite stünden die Familie und das persönliche Wohlbefinden auf der anderen die Arbeit bei Apple und die Präsenzpflicht im Unternehmen.

Drei Tage im Büro, zwei Tage daheim

Wenige Tage zuvor hatte CEO Tim Cook in einer Mitteilung klargemacht, dass vom Herbst 2021 an alle Mitarbeitenden montags, dienstags und donnerstags im Büro zu erscheinen hätten. An den beiden anderen Wochentagen könnten sie im Home-Office oder wo auch immer ihrer Tätigkeit für Apple nachgehen. Darüber hinaus könnten sie jährlich zwei Wochen am Stück remote arbeiten, sofern ihre Vorgesetzten dem zustimmten.

Tatsächlich ist diese Regelung für Apple-Verhältnisse großzügig: Wie The Verge schreibt, war das Unternehmen vor der Pandemie grundsätzlich skeptisch in Fragen des Home-Office. Im Vergleich zu großen Wettbewerbern im ITK-Markt zeigt sich der weltgrößte IT-Konzern in der Arbeitsplatzfrage wenig liberal. Twitter und Facebook, hierzulande auch SAP, haben ihren Mitarbeitenden komplett freigestellt, von wo sie nach der Pandemie arbeiten wollen.

Bei Apple kritisieren die Beschäftigten, dass im Management eine andere Vorstellung davon herrsche, wie und wo die Beschäftigten tätig sein wollten, als in der Belegschaft. "Im letzten Jahr fühlten wir uns oftmals nicht gehört, manchmal sogar aktiv ignoriert", heißt es in dem Schreiben. In Mitteilungen des Managements seien Sätze formuliert worden wie: "Wir wissen, viele von Euch brennen darauf, sich wieder direkt mit den Kolleginnen und Kollegen im Office zu vernetzen." Das sei eine einseitige Darstellung, es gebe eben auch viele Gegenstimmen - Menschen, die über ortsflexibles Arbeiten anders dächten als ihre Manager.

Der Brief ist an CEO Tim Cook adressiert und wurde von 80 Mitarbeitenden unterzeichnet. Zudem gibt es bei Apple einen Slack-Kanal, in dem 2800 Kollegen als "Remote Work Advocates" vernetzt sind und diskutieren. Als wichtiges Argument bringen sie auch Aspekte der Inclusion und Diversity: Wer es damit ernst meine mit der Gleichstellung aller Mitarbeiter, müsse die Unterschiedlichkeit der Menschen und ihre oft stark voneinander abweichenden Lebenssituationen berücksichtigen.

SAP lässt Mitarbeitern die freie Wahl

Wenige Tage zuvor hatte der deutsche Softwarekonzern SAP seinen Beschäftigten für die Zukunft komplett frei gestellt, von zu Hause zu arbeiten oder ins Büro zu kommen. "Wir wollen unseren Mitarbeitern die Wahl lassen", sagte Chief Marketing und Solutions Officer Julia White im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. In einer E-Mail versprach der Konzern seiner Belegschaft einen zu "100 Prozent flexiblen und vertrauensbasierten Arbeitsplatz als Norm, nicht als Ausnahme". Grundlage für die Entscheidung war eine Mitarbeiterumfrage, in der sich 94 Prozent für diesen Weg ausgesprochen hatten. (hv)