Nach der offiziellen Corona-Warn-App steht nun die Luca-App im Licht der Öffentlichkeit. Die Lösung soll die Kontaktverfolgung in der Gastronomie digitalisieren und so zu mehr Normalität verhelfen. Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen zur App.
Wo kann ich die Luca-App herunterladen?
Die Luca-App gibt es für Android- und iOS-Geräte:
Luca-App für Android im Google Play Store (ab Android 5.0)
Luca-App für iOS im Apple App Store (ab iOS 12.0)
Was ist die Luca-App und was kann sie?
Die Luca-App soll, so das hehre Ziel, den Lockdown überflüssig machen. Beim Besuch von Restaurants, Kirchen, Kinos oder bei Veranstaltungen ermöglicht die App eine zeitnahe und datenschutzkonforme Kontaktverfolgung, bei der die Gesundheitsämter direkt eingebunden sind. So muss man sich – in der Theorie – nicht mehr in offen herumliegende Besucherlisten und Gästebücher eintragen, das macht die App: Mit Hilfe von QR-Codes erstellt sie ein verschlüsseltes Kontakttagebuch und hält alle Begegnungen in einer Historie fest. Wird nun ein Nutzer positiv getestet, meldet sich wie üblich das Gesundheitsamt, auf freiwilliger Basis kann man den Behörden dann die eigene Kontakt-Historie zur Verfügung stellen. Infektionscluster, die als heimliche Treiber der Pandemie gelten, sollen sich so nachzeichnen lassen. Luca hat aktuell aber vor allem zwei Probleme: Es machen längst noch nicht alle Gesundheitsämter mit – dabei ist das eine zwingende Voraussetzung für den öffentlichen Einsatz. Trotz Hype sind die Nutzerzahlen zudem noch überschaubar. Wenn das System gut funktionieren soll, müssen möglichst viele Bürger dabei mitmachen.
Wie funktioniert Luca?
Luca soll vor allem drei Parteien auf kurzem Wege miteinander verbinden: Das sind Gastgeber, Besucher und die Gesundheitsämter. Bevor es losgeht, muss man sich in der App mit Namen, Telefonnummer und Adresse registrieren. Bei Namen und Adresse kann man zwar schummeln, die Telefonnummer muss aber stimmen, sie wird per SMS verifiziert. Wer dann zu einer Veranstaltung geht, erhält von der App einen minütlich variierenden QR-Code, den der Gastgeber beim Einchecken einlesen kann. Alternativ können Nutzer über einen QR-Code am Standort auch selbst einchecken. Solche Standorte lassen sich theoretisch überall einrichten, auch in öffentlichen Verkehrsmitteln oder am Arbeitsplatz. Dank Geofencing ist das Auschecken beim Verlassen einer Location anschließend ganz einfach.
Was passiert bei einem Infektionsfall?
Wenn ein Infizierter oder ein Veranstalter (bei dem ein Infizierter vor Ort war) seinen Datensatz mit dem Gesundheitsamt teilt, erhalten alle darin gelisteten Nutzer ein Meldung, sobald das Amt darauf zugreift. Wird man daraufhin selbst als risikogefährdet eingestuft, taucht eine Warnung auf dem Smartphone auf, in der Regel folgt auch ein Telefonanruf vom Gesundheitsamt. Je mehr Nutzer ihre Begegnungsdaten preisgeben, desto besser können Behörden auch „Superspreadern“ auf die Spur kommen. Also jenen Infizierten, die besonders viele Mitmenschen anstecken.
Kann ich Luca auch für private Treffen nutzen?
Ja, das geht. Solche privaten Protokolle werden vom Virologen Christian Drosten auch längst empfohlen. In einem persönlichen Kontakttagebuch kann Luca Treffen mit Freunden bis zu 30 Tage lang protokollieren, dazu wählt man in der App einfach die Funktion „Privates Treffen erstellen“. Auch hier kommen QR-Codes zum Einsatz. Einzige Voraussetzung: Alle Anwesenden müssen die Luca-App nutzen. Die Gesundheitsämter bekommen von diesen privaten Treffen bisher nichts mit. Das hat zumindest den Vorteil, dass man die Funktion auch dann nutzen kann, wenn das zuständige Gesundheitsamt noch nicht am Luca-System beteiligt ist.
Brauche ich für Luca unbedingt ein Smartphone?
Nein, Luca kann man auch ohne Smartphone nutzen. Dafür gibt es Schlüsselanhänger mit analogen QR-Codes, die funktionieren ganz ähnlich wie die App. Auf Sylt sind die Hosentaschen-Tracker bereits im Einsatz. Für Veranstalter besteht zudem die Möglichkeit, Besucher über einen Browser anzumelden, falls Gäste kein Smartphone besitzen oder es nicht dabei haben.
Warum setzen immer mehr Bundesländer auf die App?
Luca ist zwar nicht die erste Anwendung zur Kontaktdatenerfassung, die Schnittstelle zu den Gesundheitsämtern verschafft ihr aber einen entscheidenden Vorteil. Zum einen müssen Gästelisten damit nicht mehr mühsam und träge per Hand ausgewertet werden. Zum anderen können die Gesundheitsämter (wenn Nutzer es erlauben) umfangreiche Begegnungsdaten abrufen, die komplexe Auswertungen und besseres Infektions-Tracing ermöglichen. Das soll auch die Prozesse der Behörden wesentlich beschleunigen und beseitigt die fehleranfällige Kontakterfassung auf Basis von Erinnerungen.
Luca-App: Die Einschätzung der Experten
Ersetzt Luca die Corona-Warn-App? Was ist der Unterschied?
Luca kann und soll die Corona-Warn-App nicht ersetzen – eher ergänzen. Während bei der Corona-Warn-App Kontakte flächendeckend via Bluetooth erfasst werden, dient die Luca-App dazu, Besucherlisten für Veranstaltungen oder die Gastronomie zu erstellen, die den Gesundheitsämtern bei einem Infektionsgeschehen zeitnah zur Verfügung stehen. Luca warnt also nicht automatisch, wenn man Infizierten im Bus oder auf der Parkbank zu nahe gekommen ist, sondern erstellt Kontaktgruppen für Personen, die mit der App zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren. So kann Luca Infektionsketten auf Veranstaltungen sichtbar machen und erlaubt es, zeitnah Maßnahmen einzuleiten. Mann kann beide Apps problemlos parallel verwenden.
Sind meine Daten bei Luca sicher?
Außer den angeschlossenen Gesundheitsämtern kann niemand die verwendeten QR-Codes der Luca-App entschlüsseln und auf einzelne Nutzer zurückführen, auch die Ämter dürfen das nur im Infektionsfall. Bis dahin werden die generierten Datensätze doppelt verschlüsselt auf DIN-zertifizierten Servern des deutschen Privatunternehmens neXenio abgelegt. Nach 30 Tagen werden die gespeicherten Besuchsdaten dort automatisch gelöscht. Veranstalter, Entwickler oder andere Nutzer haben darauf keinen Zugriff.
Wo ist Luca bisher verfügbar?
Um Luca im öffentlichen Raum zu nutzen, müssen die regional zuständigen Gesundheitsämter dafür eine Schnittstelle zur Verfügung stellen. Das ist in Deutschland bisher nur in einigen ausgewählten Ländern und Städten der Fall, darunter:
Mecklenburg-Vorpommern: Rostock und Schwerin
Nordrhein-Westfalen: Warendorf
Sachsen-Anhalt: Salzlandkreis
Schleswig-Holstein: Nordfriesland
Thüringen: Jena
Weil sich die Zahl teilnehmender Gesundheitsämter regelmäßig ziemlich spontan erhöht, empfehlen wir, die Verfügbarkeit von Luca rund ums eigene Zuhause mit einer Postleitzahlensuche auf der Webseite der Anbieter zu prüfen.
Wer hat die App entwickelt und was hat Smudo damit zu tun?
Smudo von den Fantastischen Vier macht auf Twitter und im TV mächtig Werbung für die Luca-App. Zusammen mit den Entwicklern, dem Berliner Startup neXenio, setzt er sich mit seinem Hip-Hop-Ensemble für das Pandemie-Tool ein. Dabei geht es nicht nur um PR: An der Umsetzung haben sich die Musiker offenbar beteiligt, Smudo kam angeblich fast täglich ins Büro. Hinter dem Engagement steht auch ein Selbstzweck: Eigentlich wollten die Rapper vergangenes Jahr mit einer Tour ihr dreißigjähriges Jubiläum feiern, coronabedingt liegt das Event aber erst einmal auf Eis. Auf der Suche nach einer Lösung für die Pandemie-Zwangspause stießen die Stuttgarter dann auf neXenio, seither bastelt man an der App.
Macht Luca endlich alles besser?
Schwer zu sagen. Es sind längst noch nicht alle Gesundheitsämter an den Dienst angeschlossen, zudem hängt das Potential von Luca maßgeblich davon ab, wie viele Bürger die App nutzen. Ob man bei einem Konzert oder in einer Bar wirklich sicher war, weiß man auch mit Luca nur dann, wenn alle andern Besucher ebenfalls die App nutzten – in der Praxis ist das kaum vorstellbar. Welches Gesundheitsamt bei Luca mitmacht, entscheiden in Deutschland zudem die Kommunen. Das allein verheißt einen langwierigen Prozess, bei jedem der rund 400 Ämter im Land wird derzeit einzeln angefragt. Weil aktuell zudem wenige Veranstaltungen stattfinden und Gastronomie sowie Geschäfte weitgehend geschlossen haben, hat die App ihren Härtetest wohl erst noch vor sich.