Zum Inhalt springen

Apple-Kopfhörer So erkennen Sie gefälschte AirPods Pro

AirPods gehören zu Apples meistverkauften Accessoires, was Fälscher anzieht. Um Fake-Kopfhörer zu enttarnen, müssen aber selbst die Redakteure der Fachzeitschrift »c't« genau hinschauen.
Von c't-Autor Dennis Schirrmacher
Das Innenleben eines AirPod Pro

Das Innenleben eines AirPod Pro

Foto: Apple

Für die AirPods Pro spricht Apple eine unverbindliche Preisempfehlung von 279 Euro aus. Im Handel bekommt man die Kopfhörer bei vertrauenswürdigen Händlern für rund 200 Euro. Chinesische Händler listen als »Original« bezeichnete Modelle mitunter für 30 Euro. Dass da etwas nicht stimmt, sollte jedem Schnäppchenjäger klar sein.

Bei Ebay beispielsweise findet man das Modell oft als B-Ware gekennzeichnet, also geöffnete, aber neuwertige Rückläufer, für rund 170 Euro. Da konnten wir nicht widerstehen, haben dem Verkäufer einen Preisvorschlag unterbreitet und die Kopfhörer sogar für 155 Euro bekommen. Ein echtes Schnäppchen? Mitnichten. Aber der Weg zu dieser Erkenntnis war etwas länger.

Alles legitim – oder doch nicht?

Der Artikel wurde zügig via DHL aus Deutschland verschickt und kam drei Tage nach der Bestellung an. Wie in der Artikelbeschreibung geschrieben war die Packung bereits geöffnet und die Folie nicht mehr vorhanden. Der Karton fühlt sich mit seinem Reliefdruck wertig an. Auch im Inneren sah alles nach Original aus. Anleitung, Kopfhörer, Ladekabel, verschiedene Ohraufsätze: alles da.

Nach dem Auspacken und Öffnen des Lade-Case ploppt auf dem iPhone wie von den Originalen gewohnt eine kleine Grafik mit den AirPods auf. Nach einem Druck auf die rückseitige Taste des Case verbinden sich die Kopfhörer ohne Umweg über das Bluetooth-Menü direkt mit dem Smartphone. Diesen Komfort ist man von der AirPod-Serie gewohnt.

Dem Fake auf der Spur

Bis hierhin fühlt sich alles original an – aber nur, wenn man noch nie AirPods an einem iPhone genutzt hat. Normalerweise gelingt die Verbindung nämlich komplett automatisch, ohne dass der Nutzer einen Knopf drücken muss.

Das war dem Redakteur zum Kauf aber nicht bewusst, und er dachte immer noch, dass es sich um Originale handelt. Im Bluetooth-Menü hat man wie von Apple vorgesehen Zugriff auf erweiterte Funktionen wie die Geräuschunterdrückung und den »Passtest für Ohreinsätze«. Der Test lief mit dem Ergebnis problemlos durch, dass die Kopfhörer perfekt in den Ohren sitzen.

Seltsam ist, dass das iPhone mit iOS 14 seit der Verbindung mit den Kopfhörern ab und zu kurz einfriert und Eingaben verzögert annimmt. Handelt es sich doch um einen Fake? Oder vielleicht liegt das an etwas anderem?

Um gefälschte Apple-Produkte zu erkennen, kann man die Seriennummer von Geräten auf einer Website prüfen . Da nun erneut Zweifel aufkamen, machten wir genau das. Das Ergebnis war positiv, und die Website identifizierte eine gültige AirPods-Pro-Seriennummer. Die Garantie war zwar abgelaufen, aber es handelt sich ja auch um B-Ware. Gut, also doch kein Fake. Das Wechselbad der Gefühle ging weiter.

Fake enttarnt

Doch spätestens nach dem Druck auf Play wird endgültig klar: Moment, hier stimmt was nicht! Die AirPods Pro klingen so unfassbar schlecht, dass man es kaum glauben kann. Selbst ein Fünf-Euro-Kopfhörer aus dem Kaugummiautomaten klingt besser. Vielleicht muss man im Menü noch etwas einstellen…

Nun ging es Schlag auf Schlag: Wo ist eigentlich die mit iOS 14 eingeführte 3D-Audio-Funktion? Eigentlich müsste die im Bluetooth-Menü auftauchen – tut sie aber nicht. Ah, die Firmware (0B896) der Kopfhörer ist veraltet. 3D-Audio setzt die Version 3A283 voraus. Leider kann man die AirPods nicht manuell aktualisieren. Einem Workaround aus dem Internet folgend lagen sie eine ganze Nacht lang eingeschaltet neben einem mit dem Internet verbundenen iPhone. Am nächsten Morgen war aber immer noch die 0B896-Version installiert. Nach einer kurzen Recherche war klar: Apple hat diese Ausgabe niemals veröffentlicht, und die AirPods würden sich mit dieser Fake-Firmware niemals aktualisieren.

Foto: c't

Fazit

Es ist beängstigend, wie viel Arbeit Betrüger in die Herstellung der gefälschten Kopfhörer stecken. Dabei achten sie bei der Verpackung, dem Case und den Hörern selbst auf kleinste Details. Nur im direkten Vergleich mit originalen AirPods fallen kleine Unterschiede wie beispielsweise die minderwertige Druckqualität von technischen Angaben auf den Kopfhörern auf oder dass sich die Verpackung minimal minderwertiger anfühlt.

Aufgrund der hohen Qualität der Fakes wird vielen Käufern, die keine Technikenthusiasten sind, der Betrug vielleicht gar nicht auffallen. Die Dinger sehen ja schließlich (fast) wie echte AirPods Pro aus. So können Händler im großen Stil Fälschungen in China zu geringen Preisen einkaufen und mit vermeintlichen Schnäppchenpreisen richtig Kasse machen. Wer auf einen Fake-Händler stößt, sollte diesen direkt bei Apple melden .

Mehr lesen über