iOS 14 und watchOS 7

Gamechanger für die Produktivität?

Kommentar  14.07.2020
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
iOS 14 und watchOS 7 bringen nicht nur neue Funktionen. Wie ein Blick auf die aktuelle Beta zeigt, könnte sich auch die Art und Weise, wie man iPhone und Apple Watch im täglichen Leben nutzt, nachhaltig verändern.
Mit iOS 14 wird der Homescreen erwachsen.
Mit iOS 14 wird der Homescreen erwachsen.
Foto: Mark Zimmermann

Betrachtet man die vielen Veränderungen, die Apple bei iOS 14 und watchOS 7 vorgenommen hat, separat, übersieht man leicht, welche Auswirkungen das Ganze auf die Produktivität hat. Hier daher ein Versuch, darzustellen, wie sich die neuen Möglichkeiten auf den Alltag auswirken könnten.

Von der App-Sammlung zur Kommandozentrale

Nehmen wir den Homescreen. Hier wurde ja bereits vorgestellt, was mit Widgets und der App Bibliothek möglich ist. Das Ganze war allerdings nur eine Sammlung von Einzelinformationen. Stellen Sie sich ein Szenario vor, in dem der HomeScreen nicht nur als Startpunkt für Apps, sondern als Informations-Dashboard für den gesamten Tag fungiert. Um dies zu illustrieren, wurden auf einem iPhone mit der aktuellen Beta von iOS 14 alle Icons vom ersten Screen des Homescreens verbannt. Die wichtigsten befindet sich unten zwar weiterhin im Dock (Telefonie, SecureContact X, Safari und iMessage) aber alles andere dient der dynamischen Informationsvermittlung. Und natürlich sind alle Apps weiterhin auf dem Gerät und in der App-Bibliothek gelandet (rechter Homescreen).

Wer sich das Bild genauer ansieht, wird die App Icons im oberen Drittel bemerken. Auch dies ist ein Widget. Die Siri-Vorschläge integrieren sich hier dynamisch auf dem Homescreen. So bekomme ich weiterhin die Icons der Apps angeboten, die ich "vielleicht" jetzt gebrauchen könnte. Ist das Gewünschte nicht dabei, wechsle ich in die App-Bibliothek. Damit wird der Homescreen maximal dynamisch. Die Punkte am unteren Ende sind nicht mehr zu sehen, da es keine weiteren Seiten im Homescreen gibt, zwischen denen ich wechseln könnte. Die Widget-Ansicht (links) enthält aktuell ein Smart Stack Widget, das mir verschiedene Widget-Inhalte, passend zum Tag, darstellt.

Der iOS Homescreen läutet damit den nächsten Evolutionsschritt ein - weg von der Möglichkeit, Apps zu starten, hin zur Informationsvermittlung per Widgets. Genau genommen sind Widgets aber nicht nur Informationskacheln, sie sind auch große Buttons, die es erlauben die darunterliegende App zu starten. Leider gibt es noch nicht so viele App Clips, was der Beta-Phase von iOS 14 geschuldet ist. Es ist aber wahrscheinlich, dass man in Zukunft einfach diese Mini-Apps nutzt, um Bustickets zu kaufen, Roller zu mieten oder Strom von Ladestationen zu laden. Vorbei sind die Zeiten, in denen man etwa für eine Busfahrt in einer fremden Stadt eine Extra-App laden musste - und dann natürlich vergaß, diese wieder zu löschen. Dank der Bedienungshilfen erhalten auch Menschen ohne Beeinträchtigungen neue Features für ihr Handy. So lässt sich zum Beispiel ein Doppeltippen auf die Rückseite des iPhones mit einer Funktion oder sogar einem Kurzbefehl belegen. Sehr praktisch, wenn man das Handy in einen "Meeting-Modus" (still, gedimmt, bitte nicht stören, ...) versetzen möchte.

Mit watchOS 7 besser durch den Tag

Auf der Apple Watch verhält es sich mit dem neuen watchOS 7 ähnlich. Diese hatte bisher nur ein aktives Watch Face mit verschiedenen Komplikationen. Diese erlaubten es, Apps zu starten und ein paar Informationen in der Uhr direkt angezeigt zu bekommen. Mit watchOS 7 schafft Apple hier ein paar neue Möglichkeiten. So lassen sich die neuen Kurzbefehle von iOS 14 - wie hier bereits beschrieben - auch auf der Apple Watch starten. Dabei ist es möglich, verschiedene Funktionen zu kombinieren. Denkbar ist etwa ein Watch Face für den Abend, beziehungsweise die Nacht, das es erlaubt, Heimautomatisierung und Multimedia-Anlage zu steuern, eines für den Morgen, das die Nachrichten und die aktuellen Neuigkeiten vorliest und eines für den Tag, das Aufgaben, Kalender und alles Dienstliche aufzeigt.

Mussten diese Watch Faces bislang von Hand umgestellt werden, verändern sie sich dank der neuen Kurzbefehle nun auf Basis der Uhrzeit. Dank der neuen "Schlaffunktion" von watchOS 7 kommt der Nutzer auch besser zur Ruhe, da das Telefon und die Uhr sich rechtzeitig auf das Wesentliche beschränken und so das "Abschalten" vom Tag digital vereinfachen. Auch diese Funktion erlaubt es, spezielle Kurzbefehle zu aktivieren. So kann das iPhone die Beleuchtung im Haus anpassen, entspannende Musik abspielen oder eine Meditations-App starten.

Die neuen Möglichkeiten sind nicht nur beeindruckend, sondern lassen sich mit wenigen Minuten Aufwand erreichen - ein wichtiger Punkt, um die Möglichkeiten des Apple Kosmos für möglichst viele Anwender zu öffnen. Man darf gespannt sein, was noch kommt, denn insbesondere die Kurzbefehle und die Widgets haben gerade erst angefangen, ihr Potential zu zeigen. (mb)