iOS 14 Widgets

Betagter Apple Homescreen sucht Frischzellenkur

10.07.2020
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
Die neuen Widgets in iOS 14 erlauben App-Entwicklern, kleine Ausschnitte ihrer Apps auf dem Homescreen darzustellen. Ein erster Blick auf die Möglichkeiten, aber auch Grenzen dieses neuen Features.
Mit iOS 14 steigt die Bedeutung von Widgets deutlich.
Mit iOS 14 steigt die Bedeutung von Widgets deutlich.
Foto: Apple

Eine der offensichtlichsten Änderungen die iOS 14 und iPadOS 14 mit sich bringt, betrifft die Widgets auf dem Homescreen. Diese lassen sich nun flexibler auf dem Bildschirm anordnen (zumindest aktuell auf dem iPhone), anstatt auf einer separaten Bildschirmseite eingesperrt zu werden. Ferner bieten sie drei unterschiedliche Größen als Darstellung an. Dies bietet dem Anwender neue Flexibilität bei der Strukturierung seines Startbildschirms und ermöglicht so, die wichtigsten Informationen schnell und leicht zugänglich im Blick zu haben.

iOS 14 Apps: Clever stapeln

Die Widgets lassen sich per Drag & Drop positionieren und teilen sich so mit den Apps den Platz auf dem Homescreen. Die Aufteilung funktioniert aber nach wie vor so wie in den ersten Tagen von iOS, da sie den verfügbaren Platz "hintereinander" ausfüllen und es keine Lücken zwischen den Apps gibt. Mit anderen Worten: Anders als bei Android können Sie keine leeren Stellen hinterlassen oder eine ganze leere Seite "erschaffen", die zum Beispiel nur Ihr Hintergrundbild zeigt.

Während Apples Ansatz für Widgets in iOS 14 nicht besonders revolutionär ist (höchstens für iOS), sind Smart Stacks eine wirklich clevere Idee aus Cupertino. Dabei handelt es sich um einen Stapel von Widgets, den ein Anwender durchblättern kann. Das ist an sich schon raffiniert, aber was die Smart Stacks wirklich "smart" macht, ist, dass sie ihren Fokus im Laufe des Tages dynamisch ändern können, abhängig vom Anwender. Öffnet dieser nach dem Aufstehen zuerst die Wetteransicht, später im Büro den Kalender und abends das Musik-Widget, wird sich das iOS-System das merken. Die Widgets erhalten somit eine Relevanz, auf die der Smart Stack zugreifen kann.

iOS 14 Widgets: Herausforderungen für Entwickler

Mit den Widgets kommen aber auch Herausforderungen auf App-Entwickler zu. Nicht umsonst fiel in diesem Zusammenhang auf der WWDC gleich mehrere Male der Satz: "Widgets sind keine Mini-Apps". So kann ein Widget zwar dynamisch geladene Inhalte anzeigen und unter verschiedenen Bedingungen aktualisieren, die Interaktionsfähigkeit mit dem Anwender ist allerdings begrenzt. Aus entwicklungstechnischer Sicht ist es vielleicht am einfachsten, sich Widgets als statisches Endergebnis eines dynamischen Rendering-Prozesses vorzustellen: Es gibt keine Ansichts-Controller, keine App-Delegaten und keine Navigationsstapel - auch dies sind keine Mini-Apps. Stattdessen rendert das System jedes Widget auf dem Startbildschirm eines Anwenders.

Widgets können auf zwei unetrschiedliche Arten konfiguriert werden: statisch und dynamisch mit Hilfe sogenannter Intents (Absichten) - dabei handelt es sich um gleiche System, das sowohl Siri als auch Shortcuts bereits länger unterstützt. Ob ein Widget statisch oder dynamisch konfiguriert wird, hat keinen Einfluss auf seine Fähigkeit, dynamische Daten anzuzeigen. Es definiert vielmehr, ob der Anwender ein Widget selbst konfigurieren kann oder ob seine Darstellung durch die Implementierung in der dahinterliegenden App statisch festgelegt wird. Die Elemente, die in einem Widget angezeigt werden, können mehr oder weniger auf dieselbe Weise wie jede andere SwiftUI-Ansicht erstellt werden. Die Benutzeroberfläche eines Widgets wird ausschließlich mit SwiftUI bereitgestellt. Selbiges wurde erst letztes Jahr von Apple für Entwickler vorgestellt und freigegeben.

Aus Anwendersicht heißt das ganz pragmatisch, dass ein Widget Informationen anzeigt. Dabei sind diese (hoffentlich) stets aktuell und werden zur richtigen Zeit (beziehungsweise in Echtzeit) neu gerendert. Je nach Größe des Widget können unterschiedliche Informationen oder Detailierungstiefen dargestellt werden. Ein Klick auf einen Button im Widget öffnet die zugehörige App und startet das zugehörige Kommando (Deep Link). (mb/fm)