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iPhone-Recycling Apple will grüner werden

Neben neuen Kameras und längerer Akkulaufzeit war Umweltschutz das dritte große Thema, als Apple neue iPhones vorstellte. Wir haben mit der Umweltbeauftragten des Konzerns gesprochen, wie das gehen soll.
Gebrauchte iPhones auf dem Weg zum Recycling durch Apples Daisy-Roboter

Gebrauchte iPhones auf dem Weg zum Recycling durch Apples Daisy-Roboter

Foto: Apple

Mit den neuen iPhones, die Apple vergangene Woche vorgestellt hat, will der Konzern vor allem technisch beeindrucken: Die Akkulaufzeit wurde erhöht, ein neuer Prozessor sorgt für mehr Leistung, neue Kameras sollen bessere Fotos machen. Doch neben der Technik ging es bei der Präsentation auch immer wieder um Umweltschutz.

Seit ein paar Jahren taucht dieses Thema bei den Veranstaltungen des iPhone-Herstellers vermehrt auf. Wie sehr sich die Amerikaner zum Ziel gemacht haben, als die Grünen unter den Hightech-Firmen zu gelten, lässt sich daran erkennen, dass sich das Unternehmen 2017 selbst zum Ziel gesetzt hat, seine Produkte eines Tages in einem geschlossenen Kreislauf zu produzieren. Neue Gadgets sollen dann komplett aus recycelten oder wiederaufbereiteten Materialien alter Produkte hergestellt werden.

Wann es tatsächlich soweit sein soll, mag Managerin Lisa Jackson, bei Apple zuständig für den Umweltschutz, im Gespräch mit dem SPIEGEL allerdings nicht konkretisieren: "Wir haben dafür kein Datum festgelegt. Wie schnell das gehen wird, hängt auch davon ab, wann andere Unternehmen unserem Beispiel folgen werden. Wir haben einen Markt für recyceltes Zinn, Kobalt und Seltene Erden geschaffen. Sobald sich uns andere anschließen, wird sich dieser Markt noch schneller entwickeln."

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Apple-Handys im Test: Das sind die neuen iPhones

Foto: Matthias Kremp/SPIEGEL ONLINE

Die Anfänge dieses Prozesses wirken noch bescheiden, wenn man die Umweltdaten zu den neuen iPhones , dem neuen iPad und der neuen Apple Watch 5 betrachtet, die Apple am Mittwoch veröffentlicht hat: Zum iPhone 11 und 11 Pro wird dort aufgeführt, dass in der sogenannten Taptic Engine (die die Vibrationen der Smartphones erzeugt) jetzt ausschließlich Seltene Erden aus dem Recycling verwendet werden. Die machen allerdings nur ein Viertel der in den Geräten insgesamt verwendeten Seltenen Erden aus.

Laut Apple-Manager Greg Joswiak ist aber auch das schon ein Erfolg: "Es ist das erste Mal überhaupt, dass recycelte Seltene Erden in einem Smartphone verwendet werden. Wir haben da einen guten Anfang gemacht, insbesondere wenn man bedenkt, welche Auswirkungen deren Abbau und Herstellung auf die Umwelt haben.

Aluminiumabfälle aus der Produktion werden eingeschmolzen und für neue Gehäuse verwendet

Aluminiumabfälle aus der Produktion werden eingeschmolzen und für neue Gehäuse verwendet

Foto: Apple

Umgekehrt betonen die beiden Manager immer wieder, dass aufgrund von Apples Größe auch kleine Änderungen an den Produkten große Auswirkungen haben können. So habe man durch die Verwendung von recyceltem Zinn zum Verlöten bestimmter Netzteile und Platinen dafür gesorgt, dass 34.000 Tonnen weniger Zinnerz abgebaut werden mussten. Weil für die Gehäuse des aktuellen MacBook Air, des neuen iPads und der neuen Apple Watch Recycling-Aluminium verwendet wird, hätten 280.000 Tonnen weniger Bauxit, der Rohstoff für Aluminium, abgebaut werden müssen.

Alt gegen neu

Möglich werde das nur, weil Apple einen eigenen Recycling-Roboter namens Daisy entwickelt hat. Derzeit gibt es nur zwei dieser Roboter, einer steht in einer Anlage in Texas, der anderer in einer Recycling-Ablage in den Niederlanden. Beide sind darauf spezialisiert, iPhones zu zerlegen. Bis zu 200 Apple-Smartphones kann ein Roboter pro Stunde abarbeiten, pro Jahr schaffen die beiden Geräte jeweils 1,2 Millionen iPhones.

Einer der beiden Daisy-Roboter bei der Arbeit

Einer der beiden Daisy-Roboter bei der Arbeit

Foto: Apple

Genug ausgediente Apple-Handys zu beschaffen, um die beiden Roboter durchgehend laufen lassen zu können, ist offenbar nicht ganz einfach. Deshalb stellt Apple sein Eintauschprogramm seit Beginn des Jahres auch stärker in den Vordergrund, sowohl im Onlineshop als auch in den Läden des Unternehmens. Beim Eintausch geben Kunden ihr altes Apple-Handy zurück und erhalten dafür eine Gutschrift auf den Preis eines neuen iPhones. Je nach Modell und Zustand können das für gut erhaltene Altgeräte zwischen 40 und 500 Euro sein.

Auf dem Gebrauchtmarkt bekommt man zwar in der Regel mehr Geld, dafür macht es Apple seinen Kunden leicht: altes Gerät abgeben, neues zum reduzierten Preis mitnehmen. Bei Apples Komfort gewöhnter Klientel kommt das offenbar gut an. Das Eintauschprogramm sei "ein großer Erfolg" sagt Joswiak.

Gut fürs Geschäft

Dass Apple sich seine Umweltaktivitäten leisten kann, dürfte auch damit zusammenhängen, dass sie den Konzern am Ende nichts kosten. Teurer sei es nicht, mit Recycling-Materialien zu arbeiten, erklärt Jackson: "Das ist einfache Mathematik: Wenn man mit den Recyclern in einem so großen Maßstab zusammenarbeitet, wie wir es tun, können sie auch konkurrenzfähige Preise anbieten." Eben deshalb sei es wichtig, dass die Industrie Apples Beispiel folge.

"Es ist nicht unser Ziel, Fortschritte beim Umweltschutz teuer zu machen. Umweltschutz darf kein Luxus sein, und es ist eine Notwendigkeit, dass wir das richtig machen." Zudem dürften Apples Umweltschutzaktivitäten auch gut für das Image sein. Lisa Jackson drückt das so aus: "Was für den Planeten gut ist, kann gleichzeitig sehr gut fürs Geschäft sein."