Huawei Indien USA
Huawei Indien USA
Reuters

Mit über 1,3 Milliarden Einwohnern ist Indien die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt und eine aufstrebende Wirtschaftsmacht. Zudem befindet sich der zweitgrößten Smartphone-Markt der Welt in dem südasiatischen Land. Um so verwunderlicher, dass Apple Schwierigkeiten hat, in Indien Fuß zu fassen. Das Technologie-Unternehmen macht gerade mal ein Prozent des indischen Smartphone-Marktanteils aus und liegt damit sogar hinter den chinesischen Handyherstellern Vivo und Oppo, heißt es in einem Video des US-amerikanischen Nachrichtensenders CNBC

Apple Produkte sind zu teuer, um in Indien Verkaufserfolge zu erzielen

Schon seit dem Jahr 2008 versucht Apple vergebens, seine Produkte auf dem indischen Markt zu Verkaufsschlagern zu machen. Die Gründe für das Scheitern sind vielfältig. Wie Kiranjeet Kaur vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC Asia Pacific gegenüber CNBC verlauten ließ, achten Verbraucher in Indien stark auf die Kosten, die für ein Smartphone anfallen und sind weniger leicht von der Marke an sich zu überzeugen. „Indische Kunden vergleichen, ob ihnen die gleichen Funktionen auch bei anderen Marken mit geringeren Preisen zur Verfügung stehen. Das macht es Apple schwer, die preislich höheren Produkte zu verkaufen“, so Kaur. 

Angaben des Forschungsunternehmens Counterpoint zu folge, dominieren Samsung und der chinesische Hersteller Xiaomi den indischen Smartphone-Markt. Im dritten Quartal des Jahres 2018 hatten die Hersteller jeweils 22 und 27 Prozent des Marktanteils. Apple war mit gerade mal einem Prozent Marktanteil weit abgeschlagen. 

Tim Cook: Uns geht es um das beste Produkt, nicht das günstigste

Apple gehört mit seinen hochwertigen Produkten zum Premium-Smartphone-Markt. Dieser macht jedoch in Indien gerade mal fünf Prozent des gesamten Smartphone-Marktes aus. Kaur sagte gegenüber cnbc: „Die meisten Smartphones, die sich in Indien verkaufen, sind für unter 200 Dollar erhältlich. Apple hat in dieser Preislage gar nichts anzubieten.“ Andere Smartphone-Hersteller, wie Samsung, hätten sich an den indischen Markt angepasst und erschwinglichere Modelle eingeführt, so cnbc. 

Im Gespräch mit cnbc ließ Apple-Chef Tim Cook verlauten, dass es für sein Unternehmen darum ginge, das beste Produkt zu erzielen, und nicht das günstigste. Ein Strategiewechsel für den indischen Markt scheint also nicht auf der Agenda des Smartphone-Herstellers zu stehen. 

Apple enttäuscht auch technologisch 

Indien erlebte vor einigen Jahren einen scheinbar unaufhaltsamen ökonomischen Wachstum. Heute ist die Schere zwischen Arm und Reich eines der größten Probleme, mit denen sich das Land konfrontiert sieht. Zudem liegt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf gerade mal bei knapp 2.000 US-Dollar (1.700 Euro). Dan Niles von der Kapitalanlagefirma Alpha One Capital ließ im Video verlauten: „Wenn man ein Telefon für 1.000 US-Dollar in einem Land mit einem Bruttoinlandsprodukt von 2.000 US-Dollar pro Kopf verkaufen möchte, wird man wahrscheinlich Schwierigkeiten haben. Die Leuten wollen etwas essen.“ 

Doch selbst für diejenigen, die sich die teuren Smartphones leisten können, war Apple bislang in technologischer Hinsicht eine Enttäuschung. Erst Anfang diesen Jahres führte Apple die Turn-by-Turn-Navigation für die integrierte Apple Maps Applikation in Indien ein. Zudem beschwerten sich indische Kunden, dass wichtige Informationen über  Ortschaften und Städte nicht in die Navigations-App mit eingebunden waren, so cnbc. Und auch die Apple Pay Funktion wird bislang nicht in Indien unterstützt.  

Apple zahlt immer noch hohe Importzölle  

Ein weiterer Nachteil für Apple ergibt sich aus den hohen Importzöllen, die Indien erhebt. Während andere Smartphone-Hersteller Millionen investierten, um ihre Produktionszentren nach Indien zu verlegen, lässt Apple gerade mal zwei iPhone-Typen lokal produzieren. Auf alle anderen Produkte zahlt der Konzern die Importzölle, die letztlich auf den Endpreis des Telefons umgelegt werden. Jedoch kündigte Apple an, nun neben dem iPhone SE und iPhone 6s auch die iPhone 10-Serie in einer Fabrik in Südindien produzieren lassen zu wollen, heißt es bei cnbc.

Und auch Apple Stores sucht man in Indien vergeblich. Möchte man also ein iPhone kaufen, so muss man zu einem Geschäft gelangen, das eine Partnerschaft mit dem Unternehmen besitzt. Aufgrund der Größe Indiens und der entsprechenden Vielfalt der möglichen Partnerschaften wird die Verbreitung von Apple-Produkten auch an dieser Stelle gehemmt.

Genau das möchte Apple-Chef Tim Cook ändern. „Wir würden gerne Läden in Indien haben. Und wir hätten gerne, dass einige der Zölle, die auf die Produkte erhoben werden, wegfallen”, sagte er gegenüber cnbc Reporter Jim Cramer. Er betonte, dass das Unternehmen noch viel Arbeit in dieser Hinsicht vor sich hat. Doch er zeigte sich auch zuversichtlich: „Ich glaube, dass wir in Zukunft bessere Resultate erzielen können.”