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Apples Highend-Rechner: Das ist der neue Mac Pro

Foto: BRITTANY HOSEA-SMALL/ AFP

Apple So wird der Preis für den Mac Pro fünfstellig

Über den Preis des neuen Mac Pro kann man sich aufregen. Muss man aber nicht. Manche werden so viel dafür zahlen wie für einen Mittelklassewagen - und trotzdem noch Geld damit verdienen.

Über den aktuellen Mac Pro ist viel gelästert worden: zu teuer, zu wenig erweiterbar, aber dafür sieht er aus wie ein Designerpapierkorb. Am Ende war wohl nicht mal Apple glücklich damit. Ein neues Modell musste her. Und das ist jetzt auf der Entwicklerkonferenz WWDC in Kalifornien vorgestellt worden.

Der ebenfalls Mac Pro genannte Computer sieht aus wie eine neue Version eines alten Erfolgskonzepts, nämlich des ersten Mac Pro, der von 2006 bis 2012 angeboten wurde. Mit einem robusten Aluminiumgehäuse, einem noch robusteren Stahlrahmen und einem Konzept, das Erweiterungen bis zum Abwinken ermöglicht. Zumindest so lange es der Kontostand zulässt.

Schon die Grundvariante kostet 6000 Dollar und ist dabei vergleichsweise bescheiden ausgestattet. Sie hat einen Achtkernprozessor, 32 Gigabyte Arbeitsspeicher und eine mickrige SSD mit 256 Gigabyte Platz. Ernsthaft arbeiten kann man damit als Poweruser nicht. Also wird man ihn aufrüsten müssen.

Einen Golf oder lieber etwas mehr Speicher kaufen?

Über die Preise der Optionen und Erweiterungen ist bisher jedoch kaum etwas bekannt. Auf dem freien Markt würden die für den maximalen Arbeitsspeicherausbau auf 1,5 Terabyte nötigen Speichermodule rund 25.000 Dollar kosten. Ja, richtig: 25.000. Also so viel wie ein VW Golf. Man kann davon ausgehen, dass die Speichermodule bei Apple noch wesentlich teurer sein werden. Es gehört zur Tradition des Unternehmens, Arbeitsspeicher sozusagen zu Apothekenpreisen anzubieten.

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Apples Highend-Rechner: Das ist der neue Mac Pro

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Wie viel die verschiedenen Hochleistungs-Grafikkarten kosten werden, ist ebenfalls noch unklar. In Vollausstattung aber dürfte ein neuer Mac Pro sicher mehrere Zehntausend Euro kosten. Zudem muss man, um die volle Speicherkapazität ausnutzen zu können, mindestens einen Prozessor mit 24 Kernen ordern. Die kleineren Modelle mit 8, 12 und 16 Kernen schaffen es nicht, derart viel Speicher anzusprechen. "The Verge"  geht für die Maximalversion deshalb von mehr als 50.000 Dollar aus, wenn man den Bildschirm Pro Display XDR dazukauft.

Aus fünf mach einen

Anwendungen, die solche Highend-Maschinen ausnutzen können, sind ebenso rar wie eindrucksvoll. Apple zeigt am Rande der WWDC beispielsweise ein Tonstudio mit einem solchen Mac Pro im Zentrum, der Hunderte synthetische Instrumente in seinen Arbeitsspeicher laden kann. An anderer Stelle wird ein Projekt zur Videovertonung nachgestellt, bei dem es heißt, bisher habe man fünf Computer gebraucht, um die Aufgaben zu erledigen, die jetzt ein Mac Pro übernimmt.

Beispiele wie diese zeigen aber auch, für wen Apple den Mac Pro konzipiert hat: Anwender, die mit ihren Projekten bisher an Leistungsgrenzen stoßen, denen der Zugewinn an Leistung und die damit einhergehende Zeitersparnis so viel Geld einbringt, dass der fünfstellige Preis für einen der neuen Apple-Rechner für sie kein Hemmnis ist. Highend-Profis eben. Leute die anfangen zu lächeln, wenn ihnen versprochen wird, dass allein das Grafiksystem eine Leistung von bis zu 56 Teraflops erreichen kann.

Schnell, schneller, zu schnell?

Mit ähnlicher Zahlenprotzerei hatte sich Apple schon einmal in Teufels Küche gebracht. Als Steve Jobs 1999 den Power Mac G4 präsentierte, sagte er, der damals neue Rechner sein im Grunde ein Supercomputer im Desktop-Format. Schließlich war er der erste Schreibtisch-Computer, der eine Rechenleistung von einem Gigaflop (eine Milliarde Rechenoperationen - genauer: Gleitkomma-Operationen - pro Sekunde) erreichte.

Die US-Regierung belegte den Power Mac deshalb damals mit einem Exportverbot für 50 Staaten. Man klassifizierte ihn als Supercomputer und damit als potenzielles Hilfsmittel beispielsweise zur Entwicklung von Nuklearwaffen.

Solche Einschränkungen dürften dem neuen Mac Pro heute kaum mehr drohen. Aber Kritik am Preis wird sich Apple noch lange anhören müssen. Aus Sicht normaler Anwender ist so ein Mac Pro eben ein vollkommen unvernünftiger Computer zu einem ebenso unvernünftigen Preis. Dasselbe gilt allerdings auch für jeden Supersportwagen. Und trotzdem finden Fahrzeuge wie ein Bugatti auch für 1,3 Millionen Euro noch Käufer.

Und so wird es eben auch bei Apples Mac Pro sein. Mit dem feinen Unterschied, dass der seinem Besitzer im günstigsten Fall noch beim Geldverdienen hilft. Sportwagen hingegen sind mal Spaßobjekte, mal Spekulationsobjekte, aber nur sehr selten dazu geeignet, die Arbeit zu erleichtern.

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