Das Recherche-Netzwerk von Süddeutscher Zeitung und dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) in Washington hat nach den im April 2016 veröffentlichten Panama Papers jetzt mit den Paradise Papers erneut „Steuersparmodelle“ von reichen Einzelpersonen und Unternehmen entlarvt, die zumindest aus moralischen Gründen diskussionswürdig sind – auch wenn die Vorgehensweise vermutlich in vielen Fällen juristisch korrekt sein dürfte. In den Paradise Papers werden unter anderem Apple, Facebook und Twitter erwähnt.
Das sind die Paradise Papers
Bei den Paradise Papers handelt es sich laut SZ um 13,4 Millionen Dokumente (E-Mails, PDFs, Textdokumente, Bilder, Datenbankdateien) – etwa 1,4 Terabyte – von zwei Offshore-Dienstleistern, Appleby und Asiaciti Trust, sowie den Unternehmensregistern von 19 Steueroasen.“ Appleby ist eine Anwaltskanzlei von den Bermudas, die – vereinfacht gesagt – ihren Mandanten beim Sparen von Steuern hilft. Nike, Apple, Facebook, Walmart, die Allianz, Siemens, McDonald’s und Yahoo sind laut der SZ Kunden von Appleby. Asiaciti Trust wiederum ist ein Treuhandanbieter mit Hauptsitz in Singapur.
Die Dokumente wurden der SZ „zugespielt“; die Süddeutsche Zeitung gibt aus verständlichen Gründen keine Informationen über die Lieferanten der Dokumente preis. Die Dateien stammen aus unterschiedlichen Ländern, die man als Steuerparadiese bezeichnen kann – daher der Name „Paradise Papers“.
Apple
Die derzeit zu Apple vorliegenden Informationen sind allerdings ziemlich knapp und nennen keine Details. Die SZ schreibt: „Die Computerfirma Apple, der wertvollste Konzern der Welt, verlangte laut bislang geheimen E-Mails, einen Geschäftssitz in einem Land zu finden, an dem offiziell garantiert keine Steuern anfallen. Nike und Apple betonten auf Anfrage, sich an Recht und Gesetz zu halten.“
Facebook und Twitter
Etwas konkreter wird die SZ dagegen zu Facebook und Twitter. So soll der russische Investor Juri Milner seine Anteile an Facebook (mehr als acht Prozent der Anteile) und Twitter (etwa fünf Prozent der Aktien) offensichtlich mit Geld erworben haben, das er von der russischen Regierung beziehungsweise mit deren Hilfe erhalten habe. Von „Hunderten Millionen Dollar aus dem Kreml“ schreibt die SZ. Die russische Staatsbank VTB soll den Kauf der Twitter-Aktien finanziert haben, Gazprom Investholding wiederum unterstützte den Einstieg bei Facebook.
VTB und Gazprom erklärten laut SZ, dass „die Investitionen in Twitter und Facebook nicht politisch motiviert gewesen seien“. Juri Milner hat die Anteile an beiden Unternehmen mittlerweile verkauft.