Apple iPhone X Das zer­brech­lichste iPhone aller Zeiten

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Apple iPhone X - Das zer­brech­lichste iPhone aller Zeiten

© Apple

Ein Handy für über 1 000 Euro – das muss man wollen. Und offen­bar wollen es viele: Es war nicht einfach, genug Exemplare des iPhone X für den Test zu ergattern. Wichtigste Erkennt­nis unseres Tests: Das neuartige Design hat seinen Preis. Anders als andere iPhones scheitert das Jubiläums-Modell im Fall­test. Im Schnell­test zeigt das Gerät weitere Schwächen – aber auch Stärken.

Zer­brech­licher als andere iPhones

Wie alle Handys durch­lief das neue iPhone X auch eine Fall­prüfung – und scheiterte: Bei einem von drei Exemplaren war nach dem Test in der Fall­trommel die gläserne Rück­wand zertrümmert, bei den beiden anderen war das Display defekt und zeigte Streifen. Damit ist das neue Luxusmodell das zer­brech­lichste iPhone aller Zeiten: Seine Vorgänger- und Schwestermodelle haben den Fall­test bisher bestanden. Anbieter Apple wird wissen, warum er für sein neues Flaggschiff auch passende Schutz­hüllen anbietet – eine Silikonhülle für 45 Euro und ein schickes Leder-Case für 109 Euro. Wasser­empfindlich ist das Gerät hingegen nicht: Apple weist es als wasser­fest nach der Norm IP67 aus. Darum durch­lief es neben dem üblichen Regentest noch einen zusätzlichen Tauchtest. Anders als den Fall­test über­stand das neue Gerät diese beiden Tests unbe­schadet.

Übrigens: Die vollen Prüf­ergeb­nisse und Urteile zum Apple iPhone X sowie zahlreiche Ausstattungs­merkmale, Produkt­bilder und die Preis­entwick­lung des Geräts finden Sie ab sofort auch im Produktfinder Handys 420 Handys im Test. Wir haben auch das Google-Phone Pixel 2 einem Schnell­test unterzogen.

Video-Kurz­zusammenfassung: Das Wichtigste zum iPhone-X-Test

Nach dem Fall­test: Streifen im Display und eine zersplitterte Rück­wand.

Schlange stehen wie früher

Bevor das iPhone X den Schnell­test durch­laufen konnte, mussten unsere Einkäufer erst einmal genug Exemplare auftreiben. Das war diesmal schwieriger als sonst. Bei anderen neuen Apple-Produkten hat die Online-Bestellung in den letzten Jahren zuver­lässig geklappt. Nicht so beim iPhone X: Online bekamen unsere Einkäufer Liefer­zeiten von mehreren Wochen ange­zeigt. Also reihten sie sich zum Verkaufs­start in drei Städten in die Käufer­schlangen vor Apple Stores ein – in Berlin, London und München. In Berlin gingen sie leer aus, doch in London und München waren sie erfolg­reich und konnten insgesamt vier Exemplare Jubiläums-iPhones für den Test kaufen.

Hintergrund: Aus guten Gründen lässt sich die Stiftung Warentest keine Test-Modelle vorab vom Hersteller schi­cken.

iPhone X – ein teures Jubiläums­handy

Das iPhone X (Aussprache: „iPhone Ten“ oder „iPhone Zehn“) war zeitgleich mit dem iPhone 8 und dem iPhone 8 Plus zum zehnjäh­rigen iPhone-Jubiläum vorgestellt worden, ist aber erst etwas später auf den Markt gekommen. Mit 1 150 Euro für die einfachste Version mit 64 Gigabyte Speicher kostet es noch einmal deutlich mehr als die mit 800 beziehungs­weise rund 900 Euro Einstiegs­preis auch schon recht teuren Schwestermodelle. Dabei fällt der Neuling größen­mäßig zwischen die beiden „normalen“ iPhones: Sein Display ist ähnlich dimensioniert wie das des riesigen iPhone 8 Plus. Insgesamt ist das Handy aber nur wenig größer als das kleinere iPhone 8.

Spitzen-Display in unge­wohnter Form

Apple iPhone X - Das zer­brech­lichste iPhone aller Zeiten

© Apple

Möglich ist dies durch ein neuartiges Display – das zugleich den augen­fälligsten Unterschied zu den beiden anderen iPhones darstellt: Es kommt nahezu ohne Rand aus und füllt fast die gesamte Frontseite, was sehr schick aussieht. Doch sein Format ist gewöhnungs­bedürftig, denn es weicht von der üblichen Recht­eck-Form ab. Seine Ecken sind abge­rundet, und oben gibt es eine Lücke für die Selfie-Kamera und diverse Sensoren. Problem: Längst nicht alle Apps sind für diesen ungewöhnlichen Bild­schirm optimiert. Manche füllen nicht den ganzen Schirm aus, bei anderen kann oben und in den Ecken Bild­information verloren gehen. Qualitativ ist das OLED-Display aber über jeden Verdacht erhaben: Mit seiner extrem hohen Auflösung von 1 125 Pixel x 2 436 Pixel ist es knack­scharf und gehört zu den hellsten und kontrast­reichsten am Markt.

Bedienung – Wischen statt drücken

Auch die Bedienung des iPhone X ist unge­wohnt: Es fehlt der berühmte Home-Button, traditionell das wichtigste Bedien­element von iOS-Geräten. Er dient sonst zum Beispiel dazu, auf den Start­bild­schirm zurück­zukehren oder die Über­sicht der laufenden Apps anzu­zeigen. Für all das müssen iPhone-X-Nutzer neue Wisch­gesten lernen. Einen Vorteil konnten unsere Prüfer im neuen, knopf­losen Bedien­konzept nicht erkennen. Es scheint vor allem dem neuen, randlosen Design geschuldet.

iPhone 10 entsperren per Gesichts­erkennung

Bei anderen aktuellen iPhones und iPads beher­bergt der Home-Knopf auch einen Finger­abdruck-Sensor zum Entsperren. Den gibt es beim iPhone 10 nicht. Seine biome­trische Entsperr­funk­tion setzt nicht auf Finger­abdrücke, sondern auf Gesichts­erkennung. Die funk­tioniert im Test zuver­lässig: Das System erkannte die Tester auch bei wenig Licht, oder wenn sie ihr Äußeres mit Brillen oder Mützen veränderten. Und anders als bei manch anderen Geräten lässt sich die Gesichts­erkennung beim iPhone X nicht mit einem Foto des Nutzers über­listen. Zwillinge und sehr ähnliche Geschwister kann sie aber anscheinend nicht immer auseinander­halten. Wer seinen Geschwistern oder auch ganz allgemein biome­trischen Authentifizierungs­verfahren nicht über den Weg traut, kann das iPhone X natürlich auch ganz altmo­disch mit einer PIN absichern.

Beste Handykamera im Test

Apple iPhone X - Das zer­brech­lichste iPhone aller Zeiten

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Zu den High­lights von iPhones gehört traditionell die Kamera. Das ist beim iPhone X nicht anders. Wie schon das iPhone 7 Plus und 8 Plus setzt auch das Jubiläums-iPhone auf eine Doppelkamera mit zwei Sensoren und zwei Optiken mit unterschiedlichen Brenn­weiten – einmal mit Weitwinkel-, einmal mit doppelt so langer Brenn­weite zum Reinzoomen. Neu ist, dass nun auch die zweite Optik einen optischen Bild­stabilisator mitbringt. Der hilft besonders bei wenig Licht gegen verwackelte Bilder. Tatsäch­lich liefert das iPhone X durchweg gute Fotos und Videos. Besonders Bewegt­bilder geraten damit noch etwas besser als mit dem iPhone 8 Plus. Damit nimmt es dessen Spitzen­platz auf der Liste der besten Smartphone-Kameras ein.

Surfen und Telefonieren top, Netz­empfindlich­keit eher mau

Neuartige Bedien­konzepte, inno­vative Gesichts­erkennung, heraus­ragende Kameras – bei all dem drohen ganz klassische Anwendungen in den Hintergrund zu rücken. Hier zeigt das Apple-Flaggschiff ein zwiespältiges Bild. Zum Surfen und Mailen eignet es sich mit seinem ausgezeichneten Display und schnellem Arbeits­tempo eigentlich hervorragend. Doch bei der Netz­empfindlich­keit schneidet es weniger toll ab – mit einem schwachen Hand­ynetz kommt es schlechter zurecht als die beiden anderen aktuellen iPhones. GPS und Navigation klappen ähnlich gut wie beim iPhone 8 Plus.

iPhone X mit enttäuschender Akku­lauf­zeit

Auch unser Testroboter für den Akkutest musste erst einmal die neuen Wisch­gesten lernen, mit denen das iPhone X mangels Home-Button bedient wird. Nach einer gewissen Einarbeitungs­phase legte er mit seinem Test­zyklus los und telefonierte, navigierte, fotografierte, startete Youtube-Videos, empfing Nach­richten – bis der Akku leer war. Enttäuschend: Das neue Apple-Flaggschiff hielt dabei gerade einmal 16 Stunden durch. Das ist noch einmal deutlich schwächer als das iPhone 8 mit auch schon ziemlich mauen 19 Stunden. Zum Vergleich: Der derzeitige Akkusieger Lenovo Moto Z Play hält in diesem Test fast 35 Stunden durch, das Samsung-Flaggschiff Galaxy S8 immerhin 26 Stunden.

[Update 21.11.2017] Nach Veröffent­lichung des Schnell­tests haben uns Berichte erreicht, dass während des Test­zeitraums ein Bug in der Youtube-App beim iPhone X zu verkürzten Akku­lauf­zeiten geführt hat. Da in unserem Akku-Praxis­test neben anderen Anwendungen auch Youtube-Videos eine Rolle spielen, haben wir die Akku­messung wieder­holt, nachdem ein Update der Youtube-App verfügbar war. Ergebnis: Tatsäch­lich hat sich die Akku­lauf­zeit nach dem Update um drei­einhalb Stunden verbessert. Statt nur 16 hält der Akku im Praxis­test nun 19,5 Stunden. Das ist immer noch recht schwach, aber deutlich besser als der zunächst im Schnell­test gemessene Wert. [Ende des Updates]

Fazit: Kein gelungenes Jubiläums-Präsent

Zum iPhone-Jubiläum wollte Apple mit einem Handy der Superlative auftrumpfen. Das ist gelungen – leider auch mit Negativ­rekorden. Unser iPhone X Review zeigt: Es bietet aktuell die beste Smartphone-Kamera, doch es ist auch das zer­brech­lichste iPhone aller Zeiten und hat zumindest unter den aktuellen Apple-Modellen auch den schwächsten Akku. Ob das inno­vative Design mit nahezu randlosem Display und die neuartige Gesichts­erkennung dennoch den happigen Preis wert sind, darf bezweifelt werden. Apple-Fans sollten gut über­legen, ob sie wirk­lich ein iPhone X kaufen wollen oder nicht doch besser zum robusteren iPhone 8 oder 8 Plus greifen.

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Dieser Schnell­test ist am 21. November 2017 auf test.de erschienen. Wir haben ihn am 7. Dezember 2017 aktualisiert.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 30.08.2018 um 15:12 Uhr
    Test mit Schutzhülle

    @muffy: Wir haben das nicht getestet, aber es ist davon auszugehen, dass eine Schutzhülle die Stöße abfängt. Noch besser ist eine Klapphülle, die auch das Display bei einem Sturz schützt. (SG)

  • muffy am 30.08.2018 um 12:02 Uhr
    Wie robust mit offizieller Schutzhülle?

    Mich würde sehr interessieren, wie robust das iPhone X mit der offiziellen Schutzhülle im Falltest bzw. der Falltrommel abschneidet. Übersteht das iPhone X dann den Falltest? Oder ist nach dem Test das Display auch mit der offiziellen Schutzhülle kaputt?

  • Solomon am 15.02.2018 um 11:42 Uhr
    „Das stabilste Glas“ vs. „Das zerbrechlichste“

    Guten Tag,
    inzwischen weiß auch ich, wie leicht zerbrechlich die iPhone-Rückseite ist. Seit dem iPhone 3 hatte ich fast alle. Und alle sind immer mal wieder ohne Hülle heruntergefallen. Nur einmal gab es einen richtigen Schaden, als das 5s aus großer Höhe auf einen spitzen Stein fiel.
    Das iPhone X ist aus ca. 30-50 cm aus meiner Jackentasche auf den glatten Boden gefallen und nun hat die Rückseite Risse. Und die Reparatur soll >600 € kosten.
    Wie kann ich mit dem stabilsten Glas werben und dann „im Kleingedruckten“ dringend eine zudem nochmals teure Hülle sozusagen zur Pflicht machen?
    Für mich grenzt das an Betrug.
    Warum wird das nicht vom Verbraucherschutz abgemahnt? Der Artikel hier kam zu spät um mich und andere zu warnen.
    Und warum darf Apple weiterhin diese irreführende Werbung verwenden?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 22.11.2017 um 12:33 Uhr
    vollständige Testergebnisse mit Noten

    @MMA1978: Das wird leider noch etwas dauern. Das iPhone Xwird aber definitiv noch vorm Weihnachtsgeschäft in den Produktfinder kommen - wir bitten um Ihre Geduld. (Bu)

  • MMA1978 am 21.11.2017 um 18:11 Uhr
    Schnelltest vs. "ausführlicher Standardtest"?

    Wann folgt der ausführliche Test? Gerne würde ich die einzelnen Testkriterien in Tabellenform vergleichen.