Update vom 9. März: Der US-Wahlkampf scheint John McAfee, dem Kandidaten der Libertären Partei, einer Splittergruppe, nicht gut getan zu haben. Die Behauptung, zwei aus seinem Team könnten das gesperrte iPhones des San-Bernardino-Attentäters innerhalb einer halben Stunde knacken (sieh Update vom 2. März) klang nicht nur abstrus und unglaubwürdig, sondern war eine bewusste Lüge, wie McAfee gegenüber The Daily Dot einräumte. Seine Begründung klingt aber fast so abenteuerlich wie die Lüge, die er unter anderem dem Fernsehsender Russia Today auftischte: Er wollte die öffentliche Meinung gegen das FBI drehen, denn dieses wolle nichts weiter als einen Generalschlüssel für alle iPhones. Trotzdem sei das FBI in der Lage, auch ohne Hilfe Apples das iPhone 5C zu knacken, McAfee wollte jedoch von der unter Umständen kostspieligen Prozedur ablenken und präsentierte somit eine scheinbar einfache. ArsTechnica hat beschreiben, wie man mit EInsatz von Lasern und Säure an den an die Hardware gekoppelte Schlüssel kommen könnte, eine andere Methode schlägt ein Aktivist der Bürgerrechtsorganisation ACLU (American Civil Liberties Union) vor : Das der Schlüssel in codierter Form im NAND-Flash des iPhone liege und bei zu häufigen falscher Eingabe des Passworts dort nur der Schlüssel zerstört werde aber nicht die Daten, könnte das FBI den Speicher auslesen, kopieren und nach jeweils zehn Fehlversuchen zurückschreiben. Eine vierstellige PIN wäre so in endlicher Zeit zu knacken, bei einer sechsstelligen könnte sich die Aktion aber über mehrere Jahre hinziehen.
Update vom 2. März : Wenn es denn so einfach wäre, dann hätten das FBI und Apple nicht in Streit geraten müssen. Ist es aber nicht. Der Reihe nach: Der Sofwareentwickler John McAfee hatte vor gut zwei Wochen dem FBI versprochen, das gesperrte iPhone des San-Bernardino-Attentäters entsperren zu können, er brauche mit seinem Team dafür höchstens drei Wochen (siehe Originalmeldung weiter unten). In einem Interview mit dem US-Fernsehsender Russia Today wiederholt McAfee nicht nur sein Angebot, sondern behauptet sogar, innerhalb einer halben Stunden könnten ein Software- und ein Hardwareingenieur die PIN des Telefons ermitteln. McAfee, vom Interviewer ehrfürchtig eine “Legende der Cybersicherheit” genannt, liefert aber eine Erklärung ab, die einem die Haare zu Berge stehen lässt. Der Hardwareingenieur müsste das iPhone zerlegen, und zusammen mit dem Softwareingenieur eine Kopie des Speichers erstellen. Diese Daten könne man nun “disassemblen”, also die Abfolge von Nullen und Einsen in eine lesbare Form bringen. Der Softwarespezialist können nun im Code nachsehen, wo denn die PIN steht und sie so ermitteln. Bei jedem Computer sei eine derartige Vorgehensweise möglich und McAfee verstehe daher die ganze Aufregung nicht, warum das FBI jetzt einen “Generalschlüssel” fordere.
Welchen hanebüchenen Blödsinn McAfee dem amerikanischen TV-Sender des Kremls erzählt, erklärt Ars Technica im Detail . Nirgendwo im Code lege Apple eine PIN im Klartext ab, das iPhone entschlüssele Daten nur, wenn die korrekte PIN in Verbindung mit einem eindeutigen Hardwareschlüssel zum Einsatz käme. Um diesen Hardwareschlüssel zu erhalten, müsste der McAfee-Ingenieur schon mit Hilfe von Lasern und Säure den Prozessor des Geräts zerlegen und würde auch dann kaum fündig. Bei iOS handele es sich keineswegs um ein derart primitives System, das Schlüssel im Klartext herumliegen lasse, wenn das so wäre, wären wohl nicht nur das FBI und andere Behörden schon lägst auf diese Idee gekommen. Allein die Vorstellung, ein noch so begabter Softwareingenieur sei in der Lage, in Abermillionen von Codezeilen innerhalb einer halben Stunde die PIN zu finden, sei absurd. McAfee wird wohl früher oder später seinen Schuh verspeisen müssen, wie er es in seinem Wetteinsatz versprochen hatte. Interessanter Nebenaspekt: McAfee kandidiert auf dem Ticket der Libertären Partei für die US-Präsidentschaft – seine Chancen, auch nur irgendeinen Wahlmann in das Electorial College zu schicken, sind kaum größer, als ein gesichertes iPhone innerhalb einer halben Stunde zu knacken.
Original vom 19. Februar: Er ist wieder da. Nein, dieses Mal ist nicht Adolf Hitler gemeint, der sowohl in einem Roman als auch in einem Film sein zweifelhaftes Comeback feiert. Sondern John McAfee, die Skandal- und Ulk-Nudel der IT-Branche.
Bekanntlich zanken sich die US-Bundespolizei FBI und Apple um das iPhone 5C eines der Attentäter von San Bernadino. Das FBI will, dass Apple beim Knacken des iPhones hilft. Apple weigert sich jedoch.
John McAfee, Gründer des nach ihm benannten Sicherheits-Unternehmens, das längst von Intel aufgekauft wurde, bietet nun dem FBI seine Hilfe an. In einem offenen Brief, den Business Insider veröffentlichte, bietet er an, zusammen mit seinem Team das gesperrte iPhone des Attentäters zu entschlüsseln. Kostenlos, das FBI müsse ihm nichts dafür bezahlen.
McAfee will dadurch verhindern, dass Backdoors von den Smartphone-Herstellern eingebaut werden müssen, mit denen sich die Sicherheitsbehörden Zugang verschaffen können. Letztendlich geht es McAfee also darum den Datenschutz zu stärken und die Sicherheit der Smartphone-Besitzer zu bewahren.
Wörtlich schreibt McAfee: „Hier ist also mein Angebot an das FBI. Ich werde kostenlos die Informationen auf dem San-Bernardino-iPhone entschlüsseln. Mit meinem Team. Wir werden vor allem Social Engineering verwenden und es wird drei Wochen dauern. Wenn ihr (gemeint ist das FBI, Anm. der Redaktion) mein Angebot akzeptiert, dann müsst ihr von Apple nicht den Einbau eines Backdoors in sein Produkt verlangen. Denn das wäre der Anfang vom Ende Amerikas“.
In dem Brief kritisiert McAfee das FBI scharf für dessen Forderung, dass Apple einen Backdoor in iOS einbauen soll.
Das Enfant Terrible der IT-Branche
John McAfee schrieb zuletzt Schlagzeilen wegen seiner Bewerbung für das Amt das US-Präsidenten. Wobei diese angesichts der Entwicklung der letzten Monate und eines Kandidaten namens Donald Trump gar nicht mal mehr so abwegig erscheint.
John McAfee ist der Gründer des gleichnamigen Herstellers von Sicherheitssoftware. Das Unternehmen wurde 2011 von Intel übernommen. Besonders viel hielt McAfee aber anscheinend nicht von seiner eigenen Software, wie er kommentierte: „Ich bin Intel ewig dankbar, dass sie mich von dieser schrecklichen Verbindung mit der schlechtesten Software des Planeten befreien. Das sind nicht meine Worte, sondern die Worte von Millionen zorniger Nutzer“. John McAfee hat seit seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen McAfee einen recht exzentrischen Lebenswandel geführt. Er warf aus Angst vor Spionage alle Smartphones weg, flüchte aus dem mittelamerikanischen Land Belize, weil sein Nachbar tot aufgefunden wurde, verbuddelte sich auf der Flucht im Sand und gab sich als betrunkener Deutscher aus. Außerdem steckte er sich einen Tampon in die Nase.