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Einigung in Brüssel EU schafft Roaming-Gebühren ab - aber erst 2017

Die EU-Staaten und das Europaparlament haben sich auf die Abschaffung der Roaming-Gebühren verständigt. Doch das Aus für die Aufschläge kommt deutlich später als von den Verbrauchern erhofft.
Telefonieren im Ausland soll in zwei Jahren deutlich günstiger werden

Telefonieren im Ausland soll in zwei Jahren deutlich günstiger werden

Foto: Daniel Naupold/ picture alliance / dpa

Reisende können künftig deutlich günstiger im EU-Ausland telefonieren, im Internet surfen und SMS schreiben. Denn die sogenannten Roaming-Gebühren sollen am 15. Juni 2017 in der EU auslaufen. Darauf haben sich Vertreter der EU-Staaten und des Europaparlaments nach einer zwölfstündigen Sitzung in Brüssel geeinigt. Das teilte die lettische Ratspräsidentschaft mit.

Damit fallen die Roaming-Gebühren deutlich später als bislang in Aussicht gestellt wurde. Das EU-Parlament hatte vor gut einem Jahr ein Aus für Roaming-Gebühren zum Jahresende 2015 verlangt. Die EU-Kommission hatte zuvor den Sommer 2016 für die Abschaffung anvisiert. Nun kommt das Aus noch mal ein ganzes Jahr später.

In einem Zwischenschritt sollen die Roaming-Aufschläge am 30. April 2016 noch einmal deutlich sinken. Dann dürfen laut der Mitteilung aus Brüssel Telefonate im EU-Ausland nur noch 5 Cent pro Minute kosten (derzeit 19 Cent für abgehende, 5 Cent für eingehende Anrufe), die Obergrenze für SMS ist 2 Cent (derzeit 6 Cent) und beim Surfen darf jedes Megabyte an Daten mit maximal 5 Cent zu Buche schlagen (derzeit 20 Cent). Hinzu kommt noch die Mehrwertsteuer.

Doch auch ab 2017 dürfen Anbieter Einschränkungen machen, wenn Nutzer häufiger im EU-Ausland mobil telefonieren, surfen oder SMS schicken und nicht nur bei gelegentlichen Reisen. Zudem sollen die Unternehmen entstandene höhere Kosten abrechnen können.

Kompromiss bei der Netzneutralität

Eine Einigung gab es auch in der umstrittenen Frage der Netzneutralität. Dahinter steckt die Idee, dass Internetprovider und Telekommunikationsfirmen die Datenpakete der Nutzer gleichberechtigt durch ihre Leitungen schicken - unabhängig davon, woher sie stammen oder welchen Inhalt sie haben. Heftig diskutiert wurde bei den Verhandlungen, ob und welche Daten unter bestimmten Bedingungen doch Vorrang haben sollten.

Internetanbieter müssten verschiedene Arten von Verkehr gleichmäßig behandeln, hieß es in der lettischen Mitteilung. Drosseln oder Blockieren von Inhalten soll nur im Ausnahmefall erlaubt sein, etwa bei Cyberangriffen.

Trotz der Grundsatzeinigung müssen einige Details noch ausgehandelt werden. Wenn dies geschehen ist, müssen die EU-Staaten und das Parlament den informellen Kompromiss offiziell bestätigen.

syd/dpa