Karriereirrtümer

"Leistung allein bringt Sie nicht weiter"

08.06.2009
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

CW: Manche hoffen sicher, dass ihre Leistungen schon erkannt und gelobt werden. Zählt denn das Lob aus den eigenen Reihen?

WEHRLE: Führungskräfte beeindruckt oft die Anerkennung von außerhalb mehr als innerhalb des Hauses. Wenn ein Mitarbeiter von einem Kunden für die gute Arbeit gelobt wird, kann man in diesem Gespräch beispielsweise ganz nebenbei einfließen lassen "Das dürfte mein Chef sicher auch gerne hören." Wenn der zufriedene Auftraggeber seinen Dank in einer E-Mail ausdrückt, sollte diese auf jeden Fall auch der Vorgesetzte erhalten. Sich außerhalb des Unternehmens Verbündete suchen hilft einem oft innerhalb der eigenen Firma, es stärkt das eigene Netzwerk, und ein weiterer Nebeneffekt ist, dass man schneller erfährt, wann und wo eine interessante Karriereperspektive lockt.

Konflikte nur im persönlichen Gespräch klären

CW: Gerade in der IT-Branche klagen viele über hohe Arbeitsbelastung. Wie lässt sich die Balance zwischen berechtigter Kritik und Selbst-Marketing bewerkstelligen?

WEHRLE: Wenn mehrere Projekte anstehen und immer neue hinzukommen, ist es wichtig, Prioritäten zu setzen und diese mit dem Vorgesetzten abzusprechen. Mitarbeiter sollten klar und sachlich aufzeigen, welche Konsequenzen es beispielsweise für den Zeitplan und die Qualität haben wird, wenn ein neuer Auftrag vorgezogen werden muss. Mit klaren Absprachen delegiert man die Verantwortung zurück an den Chef.

CW: Doch hier kann es gefährlich werden: Wie treffen angeschlagene Mitarbeiter den richtigen Ton?

WEHRLE: Konflikte sollten immer im persönlichen Gespräch geklärt werden. Hier kommt es auf viele nonverbale Hinweise wie Tonfall oder Mimik an. E-Mails sind eine einseitige Kommunikation, die sich für den Austausch von Fakten eignet, keinesfalls für Auseinandersetzungen.

Viele IT-Mitarbeiter fühlen sich vom Arbeitspensum überfordert. Was raten Sie?

WEHRLE: Im Begriff "Überforderung" steckt das Wort "fordern". Es liegt an mir, ob ich mich auf ständig steigende "Forderungen" einlasse oder nicht. Auch hier hilft eine klare Kommunikationsstrategie, um Frustrationen zu vermeiden.

CW: Die IT-Branche pflegt ihr jugendliches Image. Wer sich mit 45 Jahren um einen neuen Job bewirbt, kommt häufig in Erklärungsnot. Lässt sich mit dem eigenen Alter auch geschickt argumentieren?