PC-Flaute verhagelt Bilanz

Microsoft wächst langsamer

26.10.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Auch Microsoft muss der Wirtschaftskrise Tribut zollen. Die Einnahmen wachsen langsamer und unter dem Strich schrumpft der Gewinn.
Die Krise hinterlässt auch bei Microsoft Spuren. Das Wachstum verlangsamt sich.
Die Krise hinterlässt auch bei Microsoft Spuren. Das Wachstum verlangsamt sich.
Foto: Below the Sky - shutterstock.com

Der schwache PC-Markt und der starke Dollar machen Microsoft zu schaffen. Im ersten Quartal des Fiskaljahrs 2023 verzeichnete der US-amerikanische Softwarekonzern das schwächste Umsatzwachstum seit fünf Jahren. Immerhin legten die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahresquartal um elf Prozent auf 50,1 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn schrumpfte jedoch um 14 Prozent auf knapp 17,6 Milliarden Dollar. Mit diesen Zahlen lag Microsoft leicht über den Prognosen der Finanzanalysten, die angesichts des schwierigeren Marktumfelds bereits mit schwächeren Zahlen gerechnet hatten.

Vor allem im Consumer-Bereich hat Microsoft zu kämpfen. Das Geschäft mit OEM-Lizenzen für Windows brach um 15 Prozent ein. Der Rückgang ist den massiven Verwerfungen im weltweiten PC-Markt geschuldet. Mit Inhalten und Services für seine Xbox-Spieleplattform verdiente der Konzern drei Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Auch der Absatz der Surface-Geräte läuft eher schleppend. Hier konnte Microsoft gerade einmal um magere zwei Prozent zulegen. Insgesamt gingen die Einnahmen im Segment More Personal Computing leicht von knapp 13,4 auf gut 13,3 Milliarden Dollar zurück.

Auch das Azure-Cloud-Geschäft wächst langsamer

Besser lief es Geschäft mit Business-Produkten. Die Sparte Productivity and Business Processes legte um gut neun Prozent auf knapp 16,5 Milliarden Dollar zu. Das Geschäft mit der Intelligent Cloud wuchs um mehr als 20 Prozent auf 20,3 Milliarden Dollar. Die Einnahmen mit Services in der Azure-Cloud stiegen Microsoft zufolge um 35 Prozent. Allerdings verlangsamt sich auch an dieser Stelle das Wachstum. Vor einem Jahr verzeichnete der Softwareanbieter hier noch Wachstumsraten von etwa 50 Prozent.

Insgesamt stellen sich die Microsoft-Verantwortlichen auf härtere Zeiten ein. Ihre Prognosen für das laufende zweite Geschäftsquartal liegen unter den Erwartungen der Wall Street. Chief Financial Officer Amy Hood rechnet mit weiteren Problemen im PC-Geschäft. Nachdem die weltweiten Verkäufe bereits im vergangenen Quartal um etwa 20 Prozent geschrumpft waren, geht die Microsoft-Managerin im Weihnachtsquartal von einem erneuten Rückgang um bis zu 30 Prozent aus. Angesichts der grassierenden Inflation und der explodierenden Kosten für Energie würden Verbraucher und Unternehmen sparen und keine neuen Rechner anschaffen - zumal viele bereits in Zeiten der Corona-Pandemie neue Geräte angeschafft hätten.

Microsoft will genauer auf die Kosten achten

Microsoft-Chef Satya Nadella bleibt trotz allem zuversichtlich. "In einer Welt, die mit zunehmendem Gegenwind konfrontiert ist, schaffen digitalen Technologien den ultimativen Rückenwind", sagte der Chairman und CEO. "In diesem Umfeld konzentrieren wir uns darauf, unseren Kunden zu helfen, mit weniger Aufwand mehr zu erreichen." Nadella kündigte an, weiter in langfristige Wachstumsbereiche zu investieren, aber auch auf die Kosten zu achten.

Microsoft-CEO Satya Nadella glaubt, dass seine Business-Kunden weiter auf Technologie setzen und investieren. Allerdings will Nadella künftig genauer auf die Kosten des Softwarekonzerns achten.
Microsoft-CEO Satya Nadella glaubt, dass seine Business-Kunden weiter auf Technologie setzen und investieren. Allerdings will Nadella künftig genauer auf die Kosten des Softwarekonzerns achten.
Foto: Microsoft

Das dürften auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu spüren bekommen. Microsoft hatte kürzlich Entlassungen angekündigt - als Anpassung auf die sich verändernden Geschäftsaussichten, wie es hieß. Wie viele Microsoft-Angestellte ihren Hut nehmen müssen, ist nicht bekannt. Erst im Juli dieses Jahres hatte es geheißen, rund ein Prozent der mehr als 200.000 Köpfe zählenden Microsoft-Belegschaft müsste sich einen neuen Job suchen.