Sport-Smartwatch
Wie gut ist die neue Apple Watch Ultra?

Mit einer neuen Smartwatch richtet sich Apple nun direkt an Outdoor-Enthusiasten, die Wert auf eine lange Akkulaufzeit und genaue GPS-Aufzeichnung legen. Welche Funktionen die Apple Watch Ultra genau hat und ob die Uhr gegen Modelle von Garmin, Coros und Polar besteht, verraten wir in diesem Test.
Apple Watch Ultra
Foto: RUNNER’S WORLD

Mit der Watch Ultra bietet Apple seit September 2022 erstmals eine Smartwatch an, die sich direkt an Outdoor-Sportlerinnen und -Sportler richtet, die etwa Klettern, Tauchen, Skifahren, Schwimmen oder eben Laufen möchten. Auch für Triathlons soll die Uhr geeignet sein. Ich konnte die 999 Euro teure Smartwatch ausgiebig testen und verrate in diesem Testbericht, ob sie für Läuferinnen und Läufer wirklich eine gute Wahl ist.

Welche Neuerungen bietet die Apple Watch Ultra?

Größeres Gehäuse

Beim Auspacken der Watch Ultra fällt auf, dass sie größer als die bisherigen Apple Smartwatches ist. Statt der klassischen Größe von 41 Millimetern beziehungsweise 45 Millimetern, wie bei der Apple Watch Series 7 oder auch der neuen Series 8, ist das Gehäuse der Watch Ultra 49 Millimeter groß. So bleibt mehr Platz (+ 27 Prozent) für das hochauflösende Retina-Display, welches mit 2000 Nits doppelt so hell ist, wie bei der normalen Apple Watch und nun beim Training bis zu sechs Messerwerte (Distanz, Pace, Herzfrequenz, ...) auf einmal anzeigen kann. Seltsam ist, dass es derzeit noch nicht möglich ist, diese Datenfelder anzupassen, also selbst zu bestimmen, welche Daten in welcher Reihenfolge angezeigt werden. Bei den bisherigen Watch-Modellen war dies in der Watch-App auf dem iPhone problemlos möglich. Ich gehe davon aus, dass dies nur ein temporärer Fehler ist, den Apple mit einem Update zeitnah behebt.

Mit der Größe steigt auch das Gewicht – und das trotz der Verwendung von robustem und leichtem Titan. Die Waage zeigt nun für das Gehäuse ohne Armband 61 Gramm an. Zum Vergleich: Die Apple Watch 7 wiegt in der Aluminium-Variante mit 32 Gramm nur halb so viel.

Apple Watch Ultra
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So sieht es aus, wenn man eine Laufeinheit mit der Trainings-App der Apple Watch Ultra aufzeichnet.

Trotz des Plus an Größe und Gewicht sitzt die Uhr bequem am Handgelenk. Wichtig: Beachten Sie, dass es die Armbänder in verschiedenen Größen gibt. Bei mir passte das mitgelieferte Armband "Alpine Loop" in Größe L nicht, weshalb die Uhr eher auf statt über dem Handwurzelknochen saß. Mit dem Armband in Größe M, welches mir Apple noch fix nachschickte, passte die Uhr dann perfekt. Neben dem "Alpine Loop" gibt es noch ein "Trail Loop" und das "Ocean Loop". Top: Bisherige Apple-Watch-Armbänder passen auch an die Ultra. Weil es einfacher anzulegen ist, habe ich für den Test ein klassisches Klettarmband dem neuen „Alpine Loop“ vorgezogen.

Dritter Knopf

Apple Watch Ultra
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Die Apple Watch Ultra hat nun einen dritten Knopf – den "Action Button" auf der linken Gehäuseseite.

Äußerlich ist neben der wuchtigeren Erscheinung auch ein dritter Knopf zu erwähnen, den Apple "Action Button" nennt. Diese Aktionstaste lässt sich individuell belegen, sodass sich auf Druck beispielsweise direkt die Trainings-App, die Stoppuhr oder die Anti-Verlaufen-App ("Backtrack") öffnet. Hat man in der Trainings-App die Sportart Triathlon ausgewählt, wechselt man mit einem Druck auf die Aktionstaste zur nächsten Sportart.

Für mich als Läufer ist die Aktionstaste vor allem praktisch, weil sie einen meiner größten Kritikpunkte bisheriger Apple-Watch-Modelle behebt: Sie ermöglicht es, während einer Aktivitätsaufzeichnung eine Runde zu stoppen, wodurch sich die Apple Watch Ultra nun endlich auch zum Intervalltraining eignet.

Weiterer Pluspunkt: Wenn man die Aktions- und die normale Seitentaste gleichzeitig drückt, pausiert man die Aufzeichnung oder kann sie wieder starten. Das ist deutlich angenehmer und intuitiver, als bei jeder kurzen Pause mit Wischgesten auf dem Touchscreen hantieren zu müssen.

Längere Akkulaufzeit

Bislang stark einschränkend war die Akkulaufzeit der Apple Smartwatches. Je nach Modell und Zustand des Akkus war nach vier Stunden Aktivitätsaufzeichnung schon Schluss – für die meisten Menschen war die Uhr also kein zuverlässiger Begleiter bei einem Marathon. Mit der neuen Watch Ultra sollte das kein Problem sein. Apple verspricht 36 Stunden Akkulaufzeit – im Stromsparmodus sollen sogar 60 Stunden drin sein. Ganz wichtig: Wir sprechen hier nicht von der Aktivitätsdauer, sondern der allgemeinen Betriebszeit.

Bei der Aufzeichnung einer Laufaktivität nahm die Prozentanzeige je Stunde in der Regel um fünf Prozent ab. In einem Dauertest ließ ich die Smartwatch mit vollem Akku eine längere Aktivität aufzeichnen. Nach 10 Stunden zeigte die Akkuladung noch 50 Prozent an. Somit sollten auch Ironman-Triathlons und (kürzere) Ultraläufe bis zu einer Dauer von 15 Stunden kein Problem sein. Damit kann die Smartwatch aber nicht mit Outdoor-Multisportuhren wie der Garmin Fenix 7 oder der Coros Vertix 2 mithalten, die 90 und mehr Stunden durchhalten. Im „Ultra“-Modus, bei dem bestimmte Funktionen ausgeschaltet und die Aufzeichnungsqualität reduziert wird, halten diese Uhren sogar über 200 Stunden durch. In der nahen Zukunft soll es so einen Stromsparmodus auch bei der Apple Watch Ultra geben. Ob dieser Modus die Uhr dann zu einer echten Option für Ultraläufe ist, werde ich dann ausprobieren.

Klar, je intensiver die diversen Funktionen der Apple Watch Ultra genutzt werden, desto schneller ist der Akku leer. Im Alltagsgebrauch mit jeweils 60 bis 90 Minuten Sport pro Tag hielt die Uhr bei mir die versprochenen 36 Stunden tatsächlich durch. Letztlich habe ich die Uhr dann aber doch jeden Tag aufgeladen, weil die Uhr ansonsten die zweite Nacht nicht durchgehalten hätte. Ich sehe die Vorteile der längeren Akkulaufzeit daher vor allem bei der längeren Sportaufzeichnung.

Besseres GPS

Wie in immer mehr Highend-Multisportuhren von Garmin und Coros steckt nun auch in der Apple Watch Ultra ein Multi-Frequenz-Modus, der die Signale der Navigationssatelliten (GPS, Galileo und BeiDou) auf zwei Frequenzen empfangen kann, was die Aufzeichnungsqualität von Strecke und Geschwindigkeit selbst unter schwierigen Bedingungen erhöhen soll. Ob das funktioniert, verrate ich weiter unten.

Zusätzliche Metriken

Apple Watch Ultra
In der Fitness-App kann man die Details eines aufgezeichneten Trainings anschauen.

Nicht exklusiv für die Apple Watch Ultra, sondern als Teil des neuen Betriebssystems watchOS9 spendiert Apple allen Watch-Modellen ab der Series 4 allerlei neue sport- und laufspezifische Funktionen. So springt Apple nach Polar, Coros und Garmin nun auch auf den Zug der Leistungs- beziehungsweise Wattmessung auf. Dabei funktioniert die Wattmessung ohne zusätzlichen Sensor allein über das integrierte Gyroskop und GPS-Daten. Auch den Laufstil können die Apple-Watch-Modelle mit der neues Softwareversion nun auswerten. Die Laufeffizienzdaten wie Schrittlänge, Bodenkontaktzeit und vertikale Bewegung landen am Ende in der Fitness-App auf dem iPhone. Längst überfällig ist die Unterstützung von Herzfrequenzzonen. Wer die eigenen Trainingsbereiche kennt, kann diese auf dem iPhone eingeben und sieht so beim Training, wie intensiv das Training gerade ist. Ebenfalls neu: Work-outs, wie etwa Intervalltrainings, lassen sich direkt an der Uhr individuell erstellen und nachlaufen.

Spezielle Outdoor-Funktionen

Apple Watch Ultra
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Spezielle Sicherheits-Features wie eine Sirene und eine Trackback-Funktion sollen die Apple Watch Ultra zum Begleiter für Abenteuer machen.

Die Watch Ultra soll für den Einsatz unter "extremsten Bedingungen", wie Apple in einer Pressemitteilung schreibt, geeignet sein. Daher spendiert Apple neben den altbekannten Smartwatch-Funktionen auch eine ganze Reihe spezieller Outdoor-Features wie Kompass, Barometer, Backtrack-Funktion, Unfallerkennung, Notfallton und Tauchcomputer. Zudem ist jede Apple Watch Ultra standardmäßig mit einem LTE-Mobilfunkmodul ausgestattet, sodass für den Zugriff aufs Internet kein iPhone, aber natürlich ein entsprechender Mobilfunktarif nötig ist.

Wie gut ist die Apple Watch Ultra als Activity-Tracker?

Apple Watch Ultra
In der Health-App werden viele der gesammelten Daten (Schlaf, Herzfrequenz, Aktivität) dargestellt. Was etwas zu kurz kommt ist die Analyse und Einordnung der Daten.

Altbekannt sind die Standardfunktionen vom Schlaf- und Zyklustracking über EKG- und Herzfrequenzvariabilitätsmessung bis zur Fitness- und Gesundheitsermittlung. Mit watchOS9, also Apples neuestem Smartwatch-Betriebssystem, liegt der Fokus stärker denn je auf all diesen Körperdaten. Schon seit vielen Jahren integriert Apple mehr und mehr Funktionen, um immer detaillierte Rückmeldung zum Status des Trägers oder der Trägerin geben zu können. Gesammelt werden diese Daten in der Health-App auf dem iPhone. Hier sehe ich, dass ich morgens auf dem Weg in die Redaktion einmal einer Lautstärke über 90 Dezibel ausgesetzt war, was auf Dauer mein Gehör schädigen kann – da ansonsten aber eher selten LKW an mir vorbeidonnern, ist diese Info für mich völlig irrelevant. Bedeutend wichtiger wäre mir die Einordnung anderer Werte. So erfahre ich zwar, wie lange ich geschlafen habe und welchen Anteil die einzelnen Schlafphasen hatten, aber eine Bewertung der Qualität meiner Nacht erhalte ich nicht. So ähnlich ist es auch bei der Herzfrequenzvariabilität (HRV) – ein Wert, der enorm viel über den Fitness-, Stress- und Gesundheitsstatus verraten kann, wenn über einen längeren Zeitraum Daten gesammelt werden. Problem: Ich erfahre in der Health-App zwar, dass meine HRV gestern bei 52 Millisekunden lag und heute bei 131 Millisekunden, nicht jedoch, was das bedeutet. Das bekommen andere Hersteller wie Garmin und Whoop deutlich besser hin.

Eignet sich die Apple Watch Ultra zum Laufen?

Nach all dem Vorgeplänkel komme ich jetzt aber auf das Thema zu sprechen, das uns als Läuferinnen und Läufer am meisten interessiert: Ist die Apple Watch Ultra eine gute Laufuhr? Die uneindeutige Antwort lautet: Es kommt darauf an, wer diese Frage stellt. Schon die Vorgängerversionen waren brauchbare Gadgets, um Laufaktivitäten und andere Sporteinheiten aufzuzeichnen. Doch für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler waren sie aus allerlei Gründen keine ideale Option. Doch der Reihe nach:

Genaue Strecken- und Herzfrequenzaufzeichnung

Bei mehreren Läufen habe ich die Apple Watch Ultra und eine Garmin Forerunner 955 zusätzlich mit Brustgurt getragen, um die Aufzeichnung sowohl der Strecke als auch der Herzfrequenz vergleichen zu können. Beide Uhren nutzten den genauesten Multi-Band-Modus und waren sich in der Regel einig. Einen absolvierten Kilometer markierten beide Uhren meist im selben Moment und ermittelten auch im Gesamten die gleiche Distanz. Selbst unter schwierigen Bedingungen in der Stadt mit hoher und enger Bebauung zeichnete die Apple Watch Ultra die gelaufene Strecke sehr genau nach.

Apple Watch Ultra
Die Zusammenfassung eines Laufs mit der Apple Watch Ultra (links) und der Garmin Forerunner 955 (rechts). Sowohl bei der Distanz als auch der Herzfrequenz ermittelten beide Uhren quasi identische Werte.

Auch die optische Herzfrequenzmessung am Handgelenk ist überraschend gut. Schon die bisherigen Apple-Watch-Modelle fielen hierbei positiv aus. Im Vergleich zur Garmin-Referenzuhr, die mit einem Brustgurt gekoppelt war, zeigten sich nur geringe Abweichungen. Meist zeigte die Apple Watch Ultra ein paar Herzschläge (maximal zehn) mehr an. Im Durchschnitt betrug die Abweichung aber dann nur ein bis drei Schläge, was völlig in Ordnung geht. Ob Dauerlauf oder Intervalltraining – in meinem Test konnte ich keinen groben Ausreißer des optischen Sensors erkennen.

Bessere Bedienbarkeit

Die kleinen Veränderungen der Watch Ultra und neuen Funktionen von watchOS9 machen die Uhr in meinen Augen zu einer deutlich besseren Option für (ambitionierte) Läuferinnen und Läufer. Allein schon der zusätzliche Knopf, mit dem sich eine Aufzeichnung starten und eine Runde nehmen lässt, macht die Uhr für mich interessanter als alle bisherigen Apple-Watch-Modelle. Generell sind es eher Kleinigkeiten, die mich überzeugen. So ist es dank der Funktion namens „Präzisionsstart“ möglich, selbst zu bestimmen, wann eine Aufzeichnung beginnt. Bislang startete mit der Auswahl einer Trainings-App stets ein dreisekündiger Countdown, nach dessen Ende die Aufzeichnung automatisch startete – für Wettkämpfe war das mehr als unpraktisch. Nun hat man durch einen zusätzlichen Druck auf die Aktionstaste selbst in der Hand, wann die Aufzeichnung beginnt.

Und natürlich ist auch die deutlich längere Akkulaufzeit ein großer Pluspunkt. 99 Prozent aller Läuferinnen und Läufer werden wohl nie mehr als zehn Stunden am Stück unterwegs sein. Diese Zielgruppe profitiert von der längeren Akkulaufzeit vor allem dann, wenn die Uhr nur noch eine geringe Akkuladung anzeigt, was dann aber dennoch für einen kurzen Trainingslauf ausreicht.

Fehlende Navigationsfunktion

Doch was ist mit dem restlichen Prozent der Zielgruppe? Jenen Läuferinnen und Läufern, die an wirklich langen Ultraläufen teilnehmen und dabei 20, 30, 40 oder noch mehr Stunden unterwegs sind? Immerhin wird die Apple Watch Ultra auf der Webseite explizit als geeignet für Ultramarathons beworben und mit Fotos von einem Wüstenlauf bebildert. Hier ist die Wahrheit jedoch, dass die Apple Watch Ultra bei solchen Abenteuern nicht wirklich hilfreich. Klar, sie hat einen Kompass, eine Notfallsirene und eine Trackback-Funktion, aber braucht man diese Funktionen wirklich? Wenn ich in den Alpen unterwegs bin, ist mir neben einer langen Akkulaufzeit vor allem eine gute Navigationsfunktion wichtig – und diese hat die Apple Watch Ultra einfach nicht. Mit Apps von Drittanbietern wie etwa „WorkOutDoors“ (5,99 Euro) ist es zwar möglich eine vorab erstellte Route mit der Watch Ultra nachzulaufen, aber wenn Apple wirklich mit reinen Outdoor-Multisportuhren wie etwa die Coros Vertix 2 oder die Garmin Fenix 7 mithalten möchte, müssen sie meiner Meinung nach schon eine vernünftige Navigationsfunktion implementieren.

Fazit zur Apple Watch Ultra

Die neue Apple Watch Ultra ist definitiv die beste Apple Watch, die es je gab, wenn es darum geht, das tägliche (Lauf-)Training aufzuzeichnen. All die kleinen Verbesserungen der Hard- und Software haben dazu geführt, dass die Smartwatch nun auch für ernsthaftes Training geeignet ist. Wer eh eine Smartwatch haben und 999 Euro locker machen möchte, findet mit der Apple Watch Ultra daher eine Top-Alternative zu reinen Sportuhren – solange man keine Aktivitäten plant, die länger als fünfzehn Stunden dauern.

Das eigentliche Versprechen, eine Smartwatch für Outdoor-Abenteuer zu sein, kann die Apple Watch Ultra nicht halten. Weder Kompass noch Notfallsirene können darüber hinwegtäuschen, dass die Uhr im Vergleich zu reinen Outdooruhren in allen entscheidenden Punkten wie etwa der Akkulaufzeit, der Navigationsfunktion und der Bedienbarkeit den Kürzeren zieht.

Plus- und Minuspunkte

+ mehr und bessere Lauffunktionen
+ genaue GPS- und Herzfrequenzmessung
+ die wohl besten Smartwatch-Funktionen
+ lange Akkulaufzeit im Vergleich zu einer normalen Apple Watch
- kurze Akkulaufzeit im Vergleich zu reinen Outdoor-Sportuhren
- keine Navigationsfunktion
- sehr hoher Preis

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Erscheinungsdatum 12.03.2024