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Urteil aus den Niederlanden xHamster muss zahlreiche Amateurpornos löschen

Nur drei Wochen hat das Pornoportal xHamster Zeit, um Videos von Amateuren zu entfernen, die dem Upload nicht zugestimmt haben. Das Urteil eines Gerichts in Amsterdam hat Folgen über die Niederlande hinaus.
xHamster-Website: Zwangsgeld von bis 30.000 Euro pro Tag und pro Video

xHamster-Website: Zwangsgeld von bis 30.000 Euro pro Tag und pro Video

Foto: Annette Riedl / dpa

Die Betreiber des Pornoportals xHamster haben eine empfindliche juristische Niederlage erlitten: Ein Gericht in Amsterdam verurteilte das Unternehmen Hammy Media dazu, binnen drei Wochen sämtliche Amateurvideos von der xHamster-Website zu löschen, in denen Personen aus den Niederlanden zu sehen sind, die dem Upload nicht nachweislich zugestimmt haben. Diese Anordnung gilt global. Videos mit Amateuren, die außerhalb der Niederlande leben und nicht in den Upload auf xHamster eingewilligt haben, müssen in den Niederlanden unzugänglich gemacht werden.

Nach Ablauf der drei Wochen muss Hammy Media für jedes entsprechende Video auf seiner Plattform, das nicht gelöscht oder gesperrt wurde, 10.000 Euro Zwangsgeld zahlen. Weitere 500 Euro sind für jeden Tag fällig, an dem es abrufbar bleibt. Die maximale Höhe des Zwangsgeldes pro Video beträgt 30.000 Euro pro Tag. Das geht aus dem Urteil  hervor, über das »Ars Technica« berichtet .

Geklagt hatte die niederländische Kinderschutzorganisation Expertisebureau Online Kindermisbruik (EOKM). Sie hatte dem Gericht zehn Videos vorgelegt, die Amateure zeigen, deren Einwilligung in die Veröffentlichung auf xHamster Hammy Media nicht belegen konnte. Nach Ansicht des Gerichts verstößt Hammy Media gegen niederländische Datenschutzgesetze und gegen ein Urteil aus dem Jahr 2021, das eine Einwilligung aller erkennbaren Personen in Amateur-Sexvideos verlangte.

»Massive Konsequenzen für die gesamte Pornoindustrie«

EOKMs Anwälte gehen laut »Ars Technica« davon aus, dass das Urteil »massive Konsequenzen für die gesamte Pornoindustrie« haben werde. Die Organisation selbst glaubt, es gebe Millionen von Videos auf xHamster, die Hammy Media nun innerhalb von drei Wochen daraufhin überprüfen müsse, ob die Einwilligung aller Personen in die Veröffentlichung auf der Seite vorliege.

Auf xHamster können nur professionelle Pornoproduzentinnen und -produzenten sowie verifizierte Mitglieder Inhalte hochladen. In der Gerichtsverhandlung wurde nun bekannt, dass insgesamt 28 Menschen damit beschäftigt sind, mithilfe einer Software illegale Inhalte vor dem Upload zu erkennen.

Die Geschäftsbedingungen von xHamster sehen darüber hinaus vor, dass Uploader von jeder erkennbaren Person in Amateurvideos eine schriftliche Einverständniserklärung vorlegen. Das Gericht hielt es jedoch für »ausreichend plausibel«, dass »eine große Menge an Inhalten auf xHamster öffentlich zugänglich gemacht wird, von denen nicht nachweisbar ist, dass die erkennbaren Personen darin eingewilligt haben«. Für die zehn von EOKM vorgelegten Videos konnte Hammy Media nur eine Einwilligung eines Uploaders vorweisen – aber nicht belegen, dass es sich dabei auch um die Person im Video handelt.

Der SPIEGEL hatte 2021 die Hintermänner von xHamster enttarnt . Damals galt xHamster als meistbesuchte Pornoseite Deutschlands, auf der Seite fanden sich zahlreiche Videos von Frauen, die offensichtlich gegen ihren Willen gefilmt wurden.

Die Landesanstalt für Medien NRW versucht außerdem seit Jahren faktisch vergeblich, eine Netzsperre gegen xHamster durchzusetzen, weil die Inhalte entgegen den Vorgaben des Jugendschutzes auch für Kinder und Jugendliche frei zugänglich sind.

Auf eine schriftliche Anfrage des SPIEGEL hat Hammy Media bisher nicht reagiert.

pbe