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Bundesstaat Montana Pentagon sichtet chinesischen Spionageballon über Norden der USA

Im Luftraum der USA ist ein chinesischer Beobachtungsballon entdeckt worden, auch Kanada meldet einen möglichen Vorfall. Ziel könnten laut Pentagon Lager für Atomwaffen sein. Ein Abschuss wäre offenbar zu riskant.
Amateuraufnahme aus Montana, die den chinesischen Ballon zeigen soll

Amateuraufnahme aus Montana, die den chinesischen Ballon zeigen soll

Foto: Larry Mayer / AP

Ein chinesischer Spionageballon ist nach Pentagon-Angaben in den Luftraum der USA eingedrungen und fliegt über den Nordwesten des Landes. Der Ballon werde seit mehreren Tagen intensiv beobachtet, teilte am Donnerstag ein hochrangiger Beamter des US-Verteidigungsministeriums mit. Ein möglicher Abschuss sei verworfen worden.

DER SPIEGEL

Der Ballon fliege in großer Höhe, sagte der Beamte, der anonym bleiben wollte. Man habe das Fluggerät über dem eher dünn besiedelten Bundesstaat Montana gesichtet. Die lokale Zeitung »Billings Gazette« veröffentlichte ein Amateurvideo, das den Ballon über der Stadt Billings zeigen soll. Allerdings schreibt die Zeitung von einem mutmaßlichen Satelliten, das ist nicht korrekt.

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Offenbar habe der Ballon hochsensible Stützpunkte für US-Atomwaffen ausspionieren sollen. In Montana befinden sich Silos für Minuteman-III-Interkontinentalraketen, wie der US-Sender CNN berichtet . »Ziel des Ballons ist ganz klar Spionage«, sagte der Beamte demnach. Das Pentagon gehe aber davon aus, dass es keine besonders hohe Gefahr gebe, dass wichtige Dinge ausspioniert würden. Man habe entsprechende Schritte eingeleitet. Auch militärisch stelle der Ballon keine Gefahr dar.

China wiegelt ab

Peking äußerte sich zunächst nur verhalten zu den Berichten aus den USA. Spekulationen seien fehl am Platz, solange die Fakten über die Sichtung des Ballons nicht gesichert seien, teilte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums mit. »Wir hoffen beide Seiten können diese Angelegenheit ruhig und umsichtig behandeln«, sagte die Sprecherin. China folge geltenden Gesetzen und habe nicht die Absicht, den Luftraum anderer Staaten zu verletzen.

Arbeiten an Minuteman-Rakete in Montana (2020)

Arbeiten an Minuteman-Rakete in Montana (2020)

Foto: Senior Airman Tristan Day / AP

US-Präsident Joe Biden ordnete nach Entdeckung des Ballons den Angaben zufolge an, einen möglichen Abschuss zu prüfen. Verteidigungsminister Lloyd Austin und Spitzenkräfte des Militärs hätten sich letztlich dagegen entschieden, weil ein Abschuss zu viele Menschen am Boden gefährdet hätte. Zunächst seien am Flughafen Billings Kampfjets in Alarmbereitschaft versetzt und der zivile Luftverkehr vorübergehend ausgesetzt worden.

Man sei sich sicher, dass der Ballon aus China stamme, hieß es. Schon in der Vergangenheit habe es ähnliche Vorfälle gegeben. Der Unterschied sei diesmal, dass sich der Ballon länger als sonst über den USA aufhalte. Für Flugzeuge stelle der Ballon aufgrund seiner großen Flughöhe keine Gefahr dar, hieß es aus dem Pentagon.

Auch Kanada meldet die Sichtung eines Ballons

Kanadas Verteidigungsministerium meldete  am Donnerstag (Ortszeit) ebenfalls, es sei ein »Überwachungsballon« in großer Höhe entdeckt worden. Es werde derzeit geprüft, ob es sich womöglich um einen zweiten Vorfall nach dem in den USA entdeckten Fluggerät handle.

Derzeit würden die Bewegungen des Ballons überwacht. Die Bürgerinnen und Bürger des Landes seien sicher, hieß es vom Verteidigungsministerium. Man stehe zu dem Vorfall in engem Austausch mit den USA.

Aus Washington hieß es derweil, die USA seien mit China bezüglich der Entdeckung im Luftraum über Montana in Kontakt. Bemerkenswert ist der Zeitpunkt des Vorfalls. Es wird erwartet, dass US-Außenminister Antony Blinken in den kommenden Tagen nach China reist.

jok/fek/AFP/Reuters