Regionale Wirtschaft
Amazon zieht sich aus Regensburg zurück

20.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:00 Uhr
Das Amazon-Kundenservice-Center im Gewerbepark in Regensburg wird es bald nicht mehr geben. −Foto: Lex

Amazon wird sein Kundenservice-Center im Regensburger Gewerbepark schließen. Die meisten der betroffenen Mitarbeiter sollen künftig „remote“, also von zu Hause aus arbeiten. Doch für „ein kleines Team“ werde es diese diese Möglichkeit nicht geben. Das war aus Unternehmenskreisen zu erfahren. Wie viele Arbeitsplätze unterm Strich wegfallen, ist noch unklar.



Nach 25 Jahren endet somit die Amazon-Präsenz in Regensburg. Eröffnet wurde das – nach Angaben auf der Firmen Website – größte Kundenservice-Center des Online-Händlers in Deutschland bereits im Jahr 1998. Gerade einmal vier Jahre nachdem Jeff Bezos Amazon in Seattle gegründet hatte. Damals hatten wenige Haushalte überhaupt einen Internetanschluss. Das e-Commerce-Geschäft steckte noch in den Kinderschuhen.

Weltweiter Stellenabbau

Nach vielen erfolgreichen Jahren kriselt es in der Branche. Als weltweit größter Online-Händler hatte Amazon bereits Anfang des Jahres den Abbau von 18 000 Stellen angekündigt. Das ist der größte Stellenabbau in der Konzerngeschichte. Nun werden die Pläne auch in Regensburg konkret.

„Am 18.Januar wurde die Belegschaft des Amazon-Standardorts Regensburg über eine geplante Schließung zum Ende des Jahres 2023 informiert“ berichtet ein Mitarbeiter des Standorts gegenüber unserer Zeitung. So sollen Teile der bisher in Regensburg angebotenen Leistungen „virtualisiert werden“ und Teile der Belegschaft entlassen werden. Aus Unternehmenskreis war zu erfahren, dass „der allergrößte Teil der Arbeitsplätze erhalten“ bleiben soll. Schon jetzt würde ein großer Teil der Mitarbeiter im Home-Office arbeiten. Auch sei noch keine endgültige Entscheidung getroffen, wie es mit der Nutzung des Gebäudes im Gewerbepark weitergehen soll.

Die Stimmung der Mitarbeiter ist gedämpft: „Es steht noch sehr viel Spekulation im Raum. Wir haben erst mal die Entscheidung des Managements zur Kenntnis nehmen müssen“, sagt der Mitarbeiter, der ungenannt bleiben möchte. Verhandlungen mit dem Betriebsrat des Standorts über die Bedingungen stünden noch aus. Der Betriebsrat habe bereit angekündigt, den Vorgang rechtlich prüfen zu lassen und die Belegschaft anschließend genauer zu informieren, was noch getan werden kann.

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Die letzte Stellenausschreibung für den Standort, die sich auf der Amazon-Website findet ist vom Dezember 2022. Gesucht wird ein Team-Manager. In der Stellenanzeige , die schon explizit „remote“, also auf die Führung eines Teams, das nicht an einem Standort sitzt, sondern nur virtuell aus dem Home-Office oder verschiedenen Orten ausgeschrieben ist, wird der „hervorragende Kundenservice“, den das Team am Standort biete, betont.

Tech-Branche in der Krise

Zuletzt beschäftigte Amazon weltweit rund 1,5 Millionen Menschen, die meisten davon in der Liefer- und Lagerinfrastruktur. Die Kündigungswelle sollte zunächst vor allem die defizitäre Gerätesparte rund um Echo-Smartlautsprecher und das Sprachassistenzprogramm Alexa betreffen. Doch nun sind offenbar weitere Geschäftsbereiche betroffen.

Die Reihe der Tech-Unternehmen, die Entlassungen ankündigten, wurde in letzter Zeit immer länger. Auch Microsoft, Meta und Twitter bauen Stellen ab.

Die Entlassungen verdeutlichen abermals das jähe Ende des Job-Booms in der Tech-Branche.Nachdem die Geschäfte in der Pandemie florierten, macht das von Inflations- und Rezessionssorgen geprägte derzeitige Marktumfeld vielen Firmen schwer zu schaffen.

An der Börse stehen Tech-Aktien besonders stark unter Druck – der Branchenindex Nasdaq fiel im vergangenen Jahr um 33 Prozent. Amazons Bewertung war 2023 sogar um fast 50 Prozent gesunken. Zuletzt hatte die Aktie – nach Bekanntgabe des weltweiten Stellenabbaus – wieder etwas zugelegt.

Die Tech-Branche baut Stellen ab

Microsoft:Diese Woche kündigte auch der Software-Riese Microsoft an, Stellen abzubauen. Microsoft will bis Ende März weltweit rund 10000 Mitarbeiter entlassen. Das seien weniger als fünf Prozent der Belegschaft, wie der US-Konzern am Mittwoch betonte.

Meta:Der Facebook-, Whatsapp- und Instagram-Mutterkonzern Meta entließ im vergangenen Herbst rund 11000 Mitarbeiter. Das waren etwa 13 Prozent der Belegschaft.

Salesforce:Der SAP-Konkurrent Salesforce setzt mit rund 8000 Jobs bei etwa einem Zehntel seiner Belegschaft den Rotstift an.

Twitter:Beim Kurznachrichtendienst Twitter ließ der neue Eigentümer Elon Musk als Sparmaßnahme rund die Hälfte der etwa 7000 Jobs streichen. Danach gingen noch weitere Mitarbeiter.