Wolfsburg: Stellt VW-Chef Blume neues Trinity-Werk in Frage?

Stand: 17.11.2022 21:01 Uhr

Die Verzögerungen bei der Entwicklung von Fahrzeug-Software, die Milliarden kosten, könnten für Volkswagen den Bau des neuen Werks in Warmenau für das künftige Kernmodell Trinity vereiteln.

Der Wolfsburger Autohersteller hatte kürzlich die Planungsrunde zu den Investitionen der kommenden Jahre auf Januar verschoben. Am Donnerstag haben Konzernchef Oliver Blume und VW-Markenchef Thomas Schäfer gegenüber der Belegschaft angedeutet, dass wichtige Vorhaben noch einmal auf den Prüfstand kommen. "Wir nutzen aktuell die Gelegenheit, alle Projekte und Investitionen anzuschauen und auf Tragfähigkeit zu prüfen", heißt es in einer von Blume und Schäfer gezeichneten internen Mitteilung an die Belegschaft, die dem NDR in Niedersachsen vorliegt. Auf dem Prüfstand stehen demnach auch Systeme, die in dem E-Auto Trinity, das ab 2026 gefertigt werden soll, zum Einsatz kommen sollten.

Blume deutet Aus für Bau der Fabrik in Warmenau an

Ein Animationsbild des neuen VW-Modells "Trinity".
Medienberichten zufolge könnte das neue Trinity-Werk in Wolfsburg-Wermenau vor dem Aus stehen. (Themenbild)

Wie das Manager-Magazin berichtet, soll es unter Blume zu Einschnitten kommen. So habe der Chef gegenüber Vertrauten gesagt, dass die im Wolfsburger Stadtteil Warmenau geplante Trinity-Fabrik wohl nicht mehr gebaut werde. Los gehen sollte es ursprünglich im Frühjahr 2023, VW veranschlagte gut zwei Milliarden Euro für den Bau. Dort sollte das E-Auto Trinity mit Konzern-eigener Software ausgestattet werden - mit der man in großem Verzug ist. Formal entschieden sei das Aus noch nicht. Die Manager betonten in dem Schreiben: "Wir treffen die Entscheidungen gemeinsam - im Vorstand, aber auch in enger Abstimmung mit der Arbeitnehmerseite."

Aktuelle VW-Modelle nicht mehr gut genug?

VW-Konzernvorstand Oliver Blume © picture alliance/dpa/Volkswagen Foto: Roland Niepaul
Der neue VW-Chef Oliver Blume stellt viele Projekte auf den Prüfstand. (Archivbild)

Offenbar will Blume die Nutzfahrzeug-Sparte komplett umkrempeln. Der neue Software-Fahrplan werde robuster, "mit besseren Produkten, die den Kern unserer Marken bei Design, Qualität und Technologie verkörpern". Das gelte vor allem für Volkswagen-Modelle. "Wir wollen wieder die Autos bauen, die unsere Kundinnen und Kunden seit Jahrzehnten von uns gewohnt sind", so die Top-Manager. Blume hatte zum 1. September den Job an der Spitze von Deutschlands größtem Unternehmen von Herbert Diess übernommen. Diess hatte das Projekt Trinity maßgeblich vorangetrieben, war letztlich allerdings auch über die Probleme bei der Software-Sparte Cariad und daraus folgende, teure Verspätungen bei Modellanläufen gestürzt.

Konzernbetriebsrat äußert sich zurückhaltend

Der Betriebsrat äußert sich zurückhaltend. Volkswagen benötige aufgrund komplexer Rahmenbedingungen mehr Zeit für die Planungsrunden. "Spekulationen zu Einzelaspekten oder möglichen Szenarien kommentieren wir nicht", teilte ein Sprecher des VW-Konzernbetriebsrates am Donnerstag mit. "Konzernvorstand, Markenvorstand und Arbeitnehmerseite sind zu allen Themen in einem engen, vertrauensvollen und konstruktiven Austausch", hieß es in der Mitteilung weiter.

Wolfsburgs OB Weilmann will nicht spekulieren

Dennis Weilmann (CDU) steht in der Innenstadt von Wolfsburg. © dpa-Bildfunk Foto: Moritz Frankenberg
Oberbürgermeister Weilmann sagt, man vertraue auf die VW-Konzernleitung. (Archivbild)

Die Stadt Wolfsburg will die "in verschiedenen Medien geäußerten Spekulationen zu den mutmaßlichen Veränderungen beim Bau des geplanten Werkes in Warmenau nicht weiter kommentieren", teilte Oberbürgermeister Dennis Weilmann (CDU) am Donnerstag in einer Mitteilung mit. Man stehe im engen Austausch, um "den Standort Wolfsburg positiv und zukunftsfähig" weiterzuentwickeln. "Das zeigt sich neben Trinity bei vielen aktuellen und gemeinsamen Projekten", so Weilmann. Man vertraue darauf, dass die Konzernleitung "die bestmöglichen Entscheidungen für den Standort Wolfsburg" treffe.

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