Fristlos!: RBB feuert Patricia Schlesinger

Quelle: BILD
Von: Michael Sauerbier und Nikolaus Harbusch

Der RBB-Rundfunkrat hat Intendantin Patricia Schlesinger (61) gefeuert!

Die Skandal-Intendantin ist mit „sofortiger Wirkung“ abberufen – dafür stimmten 22 von 23 Rundfunkräten bei einer Krisensitzung. Damit wird formal die Vertragsauflösung in die Wege geleitet.

Es war Schlesingers erster Auftritt im Sender nach einer Woche Zwangsurlaub. Sie verlas ein vorbereitetes Manuskript. Zunächst brüstete sich die Skandal-Intendantin mit ihren erfolgen. Und dann sagte sie kleinlaut: „Ich habe manches übersehen, auch und gerade den Unmut der Mit­arbeitenden. Das tut mir unendlich leid – professionell wie menschlich.“

Schlesinger wollte einiges „zurechtrücken“: Massagesessel – „so vorgefunden“. Dienstwagen: „haben Andere ausgesucht“. Dann der Verteidigungsschlag: Ein 1150-Euro-Essen mit Polizeipräsidentin Barbara Slowik, das sie dienstlich abgerechnet hatte, sei auch dienstlich gewesen.

Grund für das Aus der Intendantin: ein privates Abendessen mit der Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik, das sie den Sender bezahlen ließ. BILD hatte es aufgedeckt.

Zu den Beraterverträgen ihres Mannes Gerhard Spörl mit der Messe Berlin sagte sie überhaupt nichts.

Schlesinger verschlemmte 1154,87 Euro auf RBB-Kosten

BILD hatte am 8. August die Spesenabrechnung präsentiert: 1154,87 Euro verlangte die Intendantin von ihrem Sender für das Essen im Februar. Nach zwei Flaschen Champagner („Veuve Clicquot“) sollen die neun Gäste zum 4-Gänge-Menü noch zwölf Flaschen Wein in Schlesingers Schöneberger Wohnung geleert haben. Unter ihnen Polizeipräsidentin Barbara Slowik und Charité-Chef Heyo Kroemer mit ihren Ehepartnern.

Tags darauf leitete die Staatsanwaltschaft Korruptions-Ermittlungen ein. Prompt erklärten Slowik und Kroemer, es habe sich um eine „rein private“ Einladung gehandelt. Sie hätten nicht gewusst, dass der RBB die Bewirtung bezahlte.

Ohne diese Erklärung wären beide ebenfalls in den Fokus der Ermittler geraten. Das „Aus“ für Schlesinger.

Bei der RBB-Krisensitzung sagte Schlesinger zu dem Vorwurf: „Ich kann verstehen, dass einige Gäste das Essen am 12.2. als privat angesehen haben.“

Revolte gegen „goldenen Handschlag“ für Skandal-Intendantin

Neben dem Sofort-Rauswurf Schlesingers gab es auch Diskussionen über eine mögliche Abfindung für die Skandal-Intendantin. Die Ex-RBB-Chefin (verdient pro Jahr rund 300 000 Euro) hatte in ihrem Rücktrittsschreiben eine Geldzahlung ins Spiel gebracht. Rundfunkrat, Journalistenverband und Politiker fordern, dass es keinen „goldenen Handschlag“ geben darf.

Am kommenden Montag berät der RBB-Verwaltungsrat über die fristlose Kündigung von Schlesingers Arbeitsvertrag. Wie der Sender Abfindung und Luxus-Pension für Schlesinger verhindern will, muss seine Vize-Chefin Dorette König am heutigen Dienstag dem Brandenburger Landtag erklären – vor laufenden Kameras.

Vor dem Haus des Rundfunks an der Berliner Masurenallee demonstrierten vor Sitzungsbeginn rund 50 freie Mitarbeiter des RBB. „Geld zurück ins Programm“ forderten sie auf Transparenten, aber auch „Stopp dem Filz“, „Boni zurückzahlen“ und „Bloß nicht weiter so!“

Schlesinger bekam 2016 erstmals den Posten der RBB-Intendantin, am 1. Januar 2022 wurde sie sogar ARD-Chefin. Beide Posten gab sie Anfang August wieder ab.

Auch Posten bei ARD-Filmtochter verloren

Nach ihrem Rücktritt von der ARD- und RBB-Spitze gab es für Patricia Schlesinger (61) auch Konsequenzen im Aufsichtsrat bei der ARD-Filmtochter Degeto: Schlesinger flog raus.

Die Degeto Film GmbH mit Sitz in Frankfurt (Main) teilte am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: „Der amtierende Intendant des RBB Hagen Brandstäter hat Frau Schlesinger als Mitglied des Aufsichtsrates der Degeto abberufen.“

Zuvor hatte sich Brandstäter, der die Geschäfte an der Spitze des Senders Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) nach ihrem Rücktritt vor einer Woche übernommen hat, im RBB-„Medienmagazin“ geäußert: Er habe am Freitag ein Schreiben unterzeichnet, wonach man Schlesingers Rolle in dem Gremium nicht weiter aufrechterhalten könne.

Schlesinger war bislang Aufsichtsratschefin. Die Degeto ist eine ARD-Gemeinschaftseinrichtung, die zum Beispiel für Serien und Spielfilme zuständig ist.

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