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»Skimming« Datenklau am Geldautomaten nimmt zu

Kurz bevor der Trick nicht mehr funktionieren wird, verschärfen Kriminelle ihre Angriffe auf Geldautomaten, insbesondere in Hamburg. Dank neuer Sicherheitsstandards ist der Schaden aber relativ gering.
Deutscher Geldautomat: Mit kleinen Kameras und anderen Tricks versuchen die Kriminellen, unter anderem die PIN zu erbeuten

Deutscher Geldautomat: Mit kleinen Kameras und anderen Tricks versuchen die Kriminellen, unter anderem die PIN zu erbeuten

Foto: Fernando Gutierrez-Juarez / dpa

Die deutsche Kreditwirtschaft hat eine neue Welle von Skimming-Angriffen registriert. Bundesweit gab es im ersten Halbjahr 140 Fälle, in denen Kriminelle versucht haben, mit technischen Vorrichtungen die PIN und eine Kopie der Kontokarte zu erbeuten, wie Euro Kartensysteme mitteilte. Die Frankfurter Einrichtung kümmert sich um das Sicherheitsmanagement für Zahlungskarten. Allein in Hamburg gab es demnach 75 Fälle.

Damit wurde bereits die Zahl des Vorjahres überschritten. 2021 waren insgesamt 136 manipulierte Geldautomaten aufgefallen. Doch besonders einträglich ist die Masche nicht mehr: Der Schaden ging im Halbjahresvergleich deutlich von 293.000 Euro auf 87.000 Euro zurück »Das Geschäftsmodell Skimming ist für die Betrüger durch die weltweite Umsetzung der sicheren EMV-Chip-Technologie an Karte und Terminal zum Auslaufmodell geworden«, stellt Euro Kartensysteme fest.

Neue Sicherheitschips verhindern Kopien

Schon seit Jahren sind deutsche Kontokarten mit einem Sicherheitschip ausgestattet, mit dem die Karte bei jedem Gebrauch auf Echtheit geprüft wird. Bezahlkarten mit leicht kopierbaren Magnetstreifen werden hingegen immer seltener. Folge: Die Kreditwirtschaft registrierte nur 84 Fälle, in denen eine Kontokarte tatsächlich erfolgreich kopiert und zum Geldabheben eingesetzt wurde. Die Dubletten wurden in über 60 Prozent der Fälle in Brasilien eingesetzt, die USA kommen auf 22 Prozent.

Den jüngsten Anstieg der Fallzahlen erklären Experten damit, dass eine regional organisierte Gruppe von Kriminellen sich offenbar darauf konzentriert, die wenigen in Deutschland noch im Umlauf befindlichen Karten abzugreifen, die mit der inzwischen veralteten Magnetstreifentechnik funktionieren. Weil für Schäden dank internationaler Abkommen die Länder mit den niedrigsten Sicherheitsstandards aufkommen müssen, kann sich die hiesige Kreditwirtschaft fast die gesamte Schadenssumme zurückholen.

Verbraucher in Deutschland, die Opfer von Skimming geworden sind, müssen normalerweise ebenfalls keinen finanziellen Nachteil fürchten. In der Regel ersetzen Geldinstitute solche Schäden – vorausgesetzt, die Kunden sind sorgfältig mit Bankkarte und PIN umgegangen.

Der Sicherheitschip hilft allerdings nicht gegen tatsächliche Diebstähle von Kontenkarten. Euro Kartensysteme registrierte fast eine Verdopplung der Fälle, in denen Täter mit gestohlenen Kontokarten Geld abhoben: Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres waren es 9100 Fälle, ein Jahr zuvor 5415. Der Bruttoschaden stieg um 55 Prozent auf rund 11,7 Millionen Euro. Viele Verbraucher machten es Kriminellen leicht, weil sie trotz aller Warnungen Karte und PIN zusammen im Geldbeutel aufbewahren.

tmk/dpa