Oliver Bierhoff

Fußball-WM Bierhoff schwenkt um - deutliche Kritik an Katar

Stand: 23.06.2022 08:09 Uhr

Oliver Bierhoff betrachtet die Vergabe der Fußball-WM an Katar inzwischen sehr kritisch.

Der beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) für die Nationalmannschaften zuständige Geschäftsführer würde seiner persönlichen Bekanntschaft aus der LGBTIQ+-Gemeinschaft nicht ohne größere Bedenken zu einer Reise nach Katar raten. "Es ist schwer, es ist schwer. Ich weiß es nicht", sagte Bierhoff als Reaktion auf Recherchen von "RTL/ntv" zur Lage Homosexueller im WM-Gastgeberland.

Die Person in seinem entfernten Bekanntenkreis stamme auch "aus der arabischen Welt" und lebe "ständig in Angst, erwischt zu werden", sagte Bierhoff. "Ich meine, das Schlimme ist natürlich die gesellschaftliche Ächtung, die man da ja heraushört. Das andere ist, wenn du in deinem Leben Angst hast und dann auch noch von einer staatlichen Institution gegängelt wirst - das ist natürlich schon dramatisch." 

Homosexuelle Handlungen stehen in Katar unter Strafe. Emir Tamim bin Hamad Al-Thani hat zuletzt beteuert, zur WM (21. November bis 18. Dezember) seien "alle Menschen willkommen", allerdings müssten Besucher die Landeskultur respektieren.

"Wie konnte die FIFA die WM in dieses Land geben?"

Bei Bierhoff setzte generell ein Umdenken ein. "Auf der einen Seite habe ich am Anfang auch immer gedacht: Wem gehört der Fußball? Gehört er nur Europa, gehört er nur Südamerika - oder gehört er der ganzen Welt?"

Anfangs also sei ihm der Gedanke, den Fußball weltweit stattfinden zu lassen, noch richtig erschienen. Doch "die Welt hat sich auch verändert", sagte Bierhoff, und er ergänzte: "Die Anforderungen, die Ansprüche sind andere, auch der Fans, der Menschen. Insofern muss man das schon berücksichtigen."

Er fragte sich selbst: "Ja, wie konnte die FIFA die WM in dieses Land geben?" Es sei zu kritisieren, dass "im ersten Punkt nur vielleicht auf Stadien oder andere Punkte geachtet wurde, oder natürlich Kommerz, und nicht auf diese Aspekte wie Menschenrechte oder andere gesellschaftliche Themen". Auf eine Änderung der Vergabekriterien müsse auch der Deutsche Fußball-Bund einwirken und damit deutlich machen, "dass die nächste Vergabe auch nur an Länder erfolgt, in der solche Dinge nicht passieren".