Check Now:Schufa stampft umstrittenes Projekt ein

Bonität: Überprüfung der eigenen Daten schützt vor Überraschungen

Die Schufa besitzt Daten von mehr als 68 Millionen Menschen.

(Foto: Franziska Koark/dpa)

Die Auskunftei musste für ihre Pläne, Bankkonten auslesen und gesammelte Daten speichern zu wollen, viel Kritik einstecken. Nun will sie ihr Vorhaben in der ursprünglichen Form nicht weiter verfolgen.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Still und leise hat die Auskunftei Schufa ihr Produkt Schufa Check Now begraben und reagiert damit auf heftige Kritik, die auf das Unternehmen von vielen Seiten eingeprasselt war. Nach Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung wird das Produkt zwar weiterentwickelt, bekommt aber einen neuen Namen und auch eine grundsätzlich andere Ausrichtung.

Ursprünglich war das Produkt für Menschen konzipiert, die aufgrund mangelnder Bonität beispielsweise keinen Mobilfunkvertrag bekamen. Die Schufa wollte ihnen mit Schufa Check Now eine zweite Chance bieten, vorausgesetzt, dass die Auskunftei die Kontoauszüge durchstöbern und daraus eine Bonität ableiten dürfte. Darüber hinaus konnten Verbraucherinnen und Verbraucher ein Häkchen auf der Webseite setzen, durch dass die Schufa die gesammelten Daten auch hätte speichern und damit eigene Produkte hätte entwickeln dürfen. Langfristig, so die Sorge einiger Datenschützer, hätte so eine Art Superscore entstehen können.

Ein erster Produkttest gemeinsam mit Telefonica lief bereits, bei dem nach Angaben der Schufa allerdings keine Daten gespeichert wurden. Als NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung die Pläne und den ersten Produkttest in einem Bericht offenlegten, gab es einen Aufschrei und viel Kritik für die Pläne der Auskunftei. Daten- und Verbraucherschützer warnten eindringlich. Peter Schaar, von 2003 bis 2013 Bundesdatenschutzbeauftragter, ging damals davon aus, dass die Menschen sich "wirklich nackig" machen würden, wenn sie der Schufa die Erlaubnis geben würden, Daten zu sammeln und zu speichern. Er fürchtete sogar, es könnten Persönlichkeitsprofile zum Nachteil der Verbraucher entstehen.

Tatsächlich wären die Möglichkeiten der Schufa wohl sehr weitreichend gewesen. Die eingebundene Tochterfirma zeigte damals auf einer Folie 65 Unterkategorien, die man aus so einem Konto auslesen konnte, darunter Strom, Gas, Versicherungen, aber auch Wellness, Unterhaltszahlungen oder "Risikofaktoren", beispielsweise Glücksspiel.

Nun rudert die Schufa offenbar zurück, will einen anderen Namen für das Produkt und dieses auch grundsätzlich anders gestalten. Maßgeblich verantwortlich für diesen Schritt war unter anderem die ablehnende Haltung und Kritik der Landesdatenschützer, die dem Projekt von Anfang an kritisch gegenüberstanden.

Eine Änderung betrifft offenbar den Ablauf der Bonitätsprüfung

Die Schufa betont auf Anfrage, es habe sich bei der Klickstrecke mit Telefonica lediglich um einen ersten Produkttest gehandelt. Ergebnisse dieses Tests seien gewesen, dass mehr Klarheit dazu gewünscht wurde, wer die gewonnenen Informationen nutzt und welche Folgen eine Zustimmung zur Nutzung des Produkts haben könnte. Das und eine längerfristige Datennutzung seien "erprobt" worden. "Alle diese Punkte berücksichtigen wir für ein finales Produkt", heißt es von der Schufa.

Künftig plant die Schufa offenbar über ihre Tochterfirma Finapi weiterhin die Konten der Verbraucher auszulesen und daraus die Bonität abzulesen. Das ist in der Branche allerdings üblich.

Anders als ursprünglich geplant, sollen der gesamte Prozess und auch die Daten nun allerdings bei Finapi bleiben, einem Münchner Start-up, das die Schufa vor geraumer Zeit zugekauft hat. Damit geht die Schufa auf einen der heftigsten Kritikpunkte der Verbraucher- und Datenschützer ein. Diese hatten die Befürchtung, dass eine Mischung mit den Schufa-Daten dazu führen könnte, dass eine Art Superscore zum möglichen Nachteil der Verbraucher entstehen könnte.

Eine weitere Änderung betrifft offenbar den Ablauf der Bonitätsprüfung. Der Endverbraucher soll Angaben der Schufa zufolge die Ergebnisse der Analyse nun vorab bekommen und dann selbst entscheiden, ob er sie an ein Unternehmen übermitteln will. Damit will die Schufa mehr Transparenz in den Prozess bringen. Auch das war ein Kritikpunkt der Daten- und Verbraucherschützer gewesen.

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