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3G-Abschaltung Handynutzer mit Billigverträgen stehen praktisch ohne Netz da

Deutschland bekommt die neue 5G-Technik, doch viele Kunden von Mobilfunk-Discountern hängen im alten Netz fest. Was passiert, wenn 3G abgestellt wird?
Foto: Inga Kjer/ picture alliance/dpa

Die Versteigerung der 5G-Frequenzen ist beendet. Der neue Mobilfunkstandard soll Datenraten von einem Gigabit pro Sekunde und mehr bei extrem kurzen Reaktionszeiten, den sogenannten Latenzen, ermöglichen. Von solchen Werten können Handynutzer in Deutschland bisher nur träumen. Viele von ihnen sind in den Mobilfunknetzen mit der Vorgängertechnologie 4G (LTE) oder dem noch älteren 3G (UMTS) unterwegs. Ein Bericht der Bundesnetzagentur, der dem SPIEGEL vorliegt, nennt nun konkrete Zahlen dazu, wie viele SIM-Karten noch im alten UMTS-Netz festhängen.

Demnach wurden von den Ende 2018 aktiv in Deutschland eingesetzten Karten nur 47 Prozent mit LTE genutzt. Der Rest nutzt ältere Technologien, wie 3G. Diese Zahl ist problematisch, weil die Mobilfunkanbieter ihre 3G-Netze seit einigen Jahren zugunsten von 4G und 5G langsam abbauen.

Einer der Gründe hierfür ist die Vorgabe der Bundesnetzagentur an die Mobilfunkbetreiber, bis Ende 2019 für mindestens 98 Prozent der Haushalte in Deutschland eine Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde bereitzustellen. Dies ist mit 3G-Technik, dazu gehört UMTS, nicht möglich. Das noch ältere 2G (GPRS oder Edge) bleibt für den SMS-Versand und für Sprachanrufe bestehen.

Als Ursache für die verhältnismäßig geringe LTE-Nutzung gibt der Bericht der Bundesnetzagentur unter anderem an, dass noch immer viele Endgeräte nicht LTE-fähig seien und viele günstige Mobilfunkverträge von Drittanbietern die LTE-Nutzung ausschließen. Noch immer bieten die Mobilfunkanbieter LTE bevorzugt ihren eigenen Kunden an, lassen Tochterfirmen und Drittanbieter häufig außen vor.

Vor allem ländliche Regionen betroffen

Der Abbau der 3G-Netze kann besonders in ländlichen Regionen zu einer Verschlechterung der Netzabdeckung führen. In ihrem Netztest 2018 beschrieb die Computerzeitschrift "Computer Bild ", dass Kunden der Telekom mit 3G auf dem Land zu 56,7 Prozent keine stabile Datenverbindung mehr aufbauen können. In den Städten sei die Verbreitung von 3G hingegen noch relativ flächendeckend.

Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion der Grünen, sagte dem SPIEGEL, er befürchte, dass immer mehr Menschen aus der Versorgung mit mobilem Internet fallen, da sie keine LTE-Verträge haben. Er fordert den Rückbau der 3G-Netze für zwei Jahre zu stoppen. Außerdem ist er der Meinung, man sollte die Erlöse aus der 5G-Versteigerung als Förderprogramm für den Mobilfunkausbau in ländlichen Regionen an die Netzbetreiber zurückfließen lassen. Drittanbietern will er ein Recht auf den Zugang zu den LTE-Netzen zusprechen.

Tatsächlich haben die Mobilfunkanbieter die komplette Abschaltung von 3G in den kommenden Jahren bereits angekündigt. Vodafone peilt hierfür den Zeitraum zwischen 2020 und 2021 an, die Telekom sichert vertraglich eine 3G-Versorgung bis Ende 2020 zu. Nach der Abschaltung dieser Netze könnten Mobilfunkkunden mit Verträgen ohne LTE nur noch auf das veraltete und sehr langsame 2G-Netz zugreifen.

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