Zum Inhalt springen

Angst vor neuem Crashtest VW drückt neuen Golf mit abgespeckter Elektronik in den Markt

Stotterstart für den Golf 8: Die nächste Generation von Deutschlands meistverkauftem Auto kommt Ende 2019 mit abgespeckter Technik zu den Händlern - so umgehen die Wolfsburger einen strengeren Crashtest.
Foto: Volkswagen

Volkswagen hat es mit dem Start des VW Golf 8 eilig. Die Wolfsburger bieten die neue Generation von Deutschlands meistverkauftem Auto Ende 2019 zunächst nur mit einer Grundausstattung an. Zahlreiche elektronische Funktionen werden dagegen erst später laufen. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte )

Grund sind ungelöste Entwicklungsprobleme. Das geht aus internen Papieren des Konzerns hervor, die dem SPIEGEL vorliegen (lesen Sie die ausführliche Geschichte zu den Problemen beim Golf hier ). VW hat auf Anfrage "eine Priorisierung der Fahrzeugfunktionen" eingeräumt.

VW greift zu dieser drastischen Maßnahme, um den für den Sommer geplanten Produktionsstart des Golf halbwegs halten zu können. Das Unternehmen will damit auch noch vor Jahresfrist die fünf Sterne im wichtigen NCAP-Crashtest schaffen, für den ab Januar deutlich härtere Kriterien gelten.

Ständig neue Probleme bei der Elektronik

Voraussichtlich werden in diesem Jahr deshalb nur noch "mehr als 10.000" Golf 8 produziert, wie VW einräumt. Geplant waren ursprünglich 80.000 Fahrzeuge. In Wolfsburg spricht man von einer "etwas abgeflachten" Anlaufkurve. Vertraulichen Papieren zufolge war bereits im vergangenen Jahr absehbar, dass der Produktionsstart des Kompaktwagens nicht für alle Varianten zu halten sein würde.

Fotostrecke

Von Aston Martin bis Volkswagen: Diese Autos kommen 2019 auf die Straße

Foto: Aston Martin

Aus den Dokumenten geht hervor, dass während der Entwicklungsphase ständig neue Probleme bei der Elektronik auftraten. So stieg die Zahl der Fehler von 2310 im April 2018 auf 4111 im August; heute soll sie bei 15.000 liegen.

In internen Unterlagen ist von "offenen Gesamtfehlern" die Rede

Grund für die Verzögerung ist offenbar nicht allein die komplexe Elektronik der neuen Golf-Generation. Nach dem Dieselskandal und den Schwierigkeiten mit der seit letztem August gültigen neuen Abgasnorm WLTP fehlten dem Unternehmen offenbar Kapazitäten in der Entwicklung elektronischer Komponenten für das wichtigste Fahrzeug im Konzern.

VW wollte sich auf Anfrage zur mutmaßlichen Entwicklung der Fehlerzahl nicht äußern und sprach statt von Fehlern lieber von "Auffälligkeiten, die identifiziert, entsprechend verfolgt und abgearbeitet werden". In den internen Unterlagen ist dagegen von "offenen Gesamtfehlern" die Rede.