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Streit um Tarifvertrag Ver.di ruft bei Amazon zum Streik auf - mitten im Weihnachtsgeschäft

Genau eine Woche vor Heiligabend hat die Gewerkschaft Ver.di Mitarbeiter von zwei Amazon-Standorten zum Streik aufgerufen - und schließt eine Ausweitung auf weitere Logistikzentren nicht aus.
Streik bei Amazon in Werne, Nordrhein-Westfalen (Archivbild vom März 2018)

Streik bei Amazon in Werne, Nordrhein-Westfalen (Archivbild vom März 2018)

Foto: Guido Kirchner/ dpa

Gerade für Last-Minute-Bestellungen dürfte Amazon vor Weihnachten eine wichtige Anlaufstelle sein. Die Gewerkschaft Ver.di will die Logistik des Konzerns mit Streiks stören und so den Druck im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen erhöhen. Nach Gewerkschaftsangaben hat in der Nacht auf Montag ein mehrtägiger Streik von Beschäftigten an zwei Standpunkten bei Amazon begonnen.

"Es besteht die Gefahr, dass Weihnachtsgeschenke nicht rechtzeitig ankommen", sagte ein Ver.di-Sprecher. Die Gewerkschafter riefen Amazon-Mitarbeiter des Versandhandelszentrum Sachsen in Leipzig auf, bis zum Heiligabend zu streiken. Im Versandhandelszentrum in Werne in Nordrhein-Westfalen sollen sie zunächst bis Dienstagabend streiken.

Amazon teilte mit, an den Streiks in Leipzig und Werne hätten am Montagmorgen weniger als 350 Mitarbeiter teilgenommen. Sorgen, dass Geschenke nicht rechtzeitig zu Weihnachten ankommen könnten, seien unbegründet. Man sei gut vorbereitet. "Der Streik hat keinen Einfluss auf die Einhaltung unseres Lieferversprechens", hieß es. Die "überwältigende Mehrheit" der Mitarbeiter arbeite normal.

Der Streik könnte laut Ver.di jedoch bald auf mehr Standorte und längere Zeit ausgeweitet werden. Die Proteste entstünden dezentral und spontan in den Verteilzentren. Die Gewerkschaft hatte bereits in der vergangenen Woche die Beschäftigten am Standort Rheinberg zum Arbeitskampf aufgerufen. In Deutschland gibt es insgesamt elf Logistikzentren sowie sieben Verteilzentren von Amazon.

Ver.di ruft bei dem Versandhändler seit mehr als fünf Jahren immer wieder zum Streik auf - zuletzt anlässlich der Rabattschlacht am Black Friday. Damit sollen Verhandlungen über einen Tarifvertrag erzwungen werden. Die Gewerkschaft will erreichen, dass die Amazon-Mitarbeiter nach den Tarifbedingungen des Einzel- und Versandhandels bezahlt werden. Amazon lehnt das ab und orientiert sich an der Vergütung in der Logistikbranche. Das Unternehmen hat seiner Ansicht nach eine Bezahlung am oberen Ende dessen, was in der Logistikbranche üblich sei.

Amazon biete den Mitarbeitern in den Versandzentren Überstundenzuschläge, Boni bei entsprechender Leistung, berufliche Ausbildung sowie Mitarbeiteraktien, erläuterte der Konzern. Die Beschäftigten hierzulande stiegen mit einem Lohn von mindestens 10,78 Euro brutto pro Stunde ein und bekämen nach zwei Jahren im Schnitt knapp 2400 Euro im Monat inklusive Zusatzleistungen wie Boni.

Ver.di moniert, es gebe bei dem Konzern zunehmend auch Druck, immer mehr in immer kürzerer Zeit zu schaffen.

mmq/dpa

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