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Quartalszahlen Facebook steigert Gewinn trotz Datenskandal um 64 Prozent

Das gefällt dem Konzern: Trotz diverser Pannen und Peinlichkeiten hat das soziale Netzwerk Facebook im ersten Quartal 2018 wirtschaftlich glänzend abgeschlossen.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor dem Logo seines Unternehmens

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor dem Logo seines Unternehmens

Foto: Marcio Jose Sanchez/ dpa

Facebook hat in seinen ersten Quartalsergebnissen seit dem Ausbruch des aktuellen Datenskandals erneut kräftige Zuwächse bei Umsatz und Gewinn präsentiert. Auch die Zahl monatlich aktiver Nutzer kletterte von 2,13 auf 2,2 Milliarden.

Der Umsatz stieg im ersten Quartal im Jahresvergleich um 49 Prozent auf 11,97 Milliarden Dollar. Der Gewinn sprang um 64 Prozent auf 4,99 Milliarden Dollar. Die Zahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten - die Aktie legte nachbörslich um fast vier Prozent zu.

Ein starker Effekt des Datenskandals war ohnehin nicht zu erwarten - allein schon weil die Kontroverse um die Weitergabe von Nutzerdaten an die Firma Cambridge Analytica erst wenige Tage vor dem Ende des Quartals im März entbrannt war. Wenn es Auswirkungen gibt, würden sie erst im laufenden Vierteljahr richtig zur Geltung kommen.

Zum anderen hatte Facebook wiederholt betont, man habe auch nach Aufrufen zum Verlassen der Plattform keinen bedeutenden Rückgang der Aktivität festgestellt. Das belegt auch die durchschnittliche Zahl täglich aktiver Nutzer im März: Sie lag bei 1,45 Milliarden nach 1,4 Milliarden im Dezember 2017.

Die massive Kritik an Facebook und die Aussicht auf eine mögliche härtere Regulierung auch im Heimatmarkt USA hatten dennoch Zweifel bei Anlegern geweckt, die den Aktienkurs in den vergangenen Wochen unter Druck brachten.

Versucht, wieder Oberwasser zu gewinnen

Zuletzt hatte Facebook versucht, wieder Oberwasser zu gewinnen, indem es 1,9 Millionen extremistische Einträge allein im ersten Quartal 2018 löschte.

Zudem gibt es erstmals seinen Nutzern die Möglichkeit, der Löschung ihrer Beiträge zu widersprechen. Die Funktion soll bis Jahresende weltweit eingeführt werden und für Fälle gelten, in denen Inhalte entfernt wurden, weil sie vermeintlich gegen Facebooks sogenannte Gemeinschaftsstandards verstoßen.

Im Einzelnen soll es um Nacktheit, Hassbotschaften oder Gewaltdarstellungen gehen. Weitere Kategorien sollen folgen. Die Beschwerden würden dabei typischerweise binnen 24 Stunden erneut geprüft, teilte Facebook mit .

In der Vergangenheit hatte es mehrere Fälle gegeben, in denen Facebook zum Beispiel historisch bedeutsame Fotos oder Bilder von Kunstwerken gelöscht hatte, weil diese angeblich gegen die Gemeinschaftsstandards verstießen. Sie wurden erst auf öffentlichen Druck hin wieder sichtbar gemacht, wie im Fall des Bildes "Die Freiheit führt das Volk" des französischen Malers Eugène Delacroix aus dem Jahr 1830, auf dem eine barbusige Freiheitskämpferin zu sehen ist.

Keine Reaktion auf das NetzDG

Facebook veröffentlichte zudem die internen Richtlinien , nach denen es seine Gemeinschaftsstandards durchsetzt. Das solle Nutzern "helfen zu verstehen, warum wir bei Grenzfällen wie entscheiden". Facebook-Managerin Siobhan Cummiskey sagte allerdings, man habe "einige Details zurückgehalten, "weil wir nicht wollen, dass Leute das System austricksen können".

Das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) sieht zwar theoretisch ebenfalls eine Widerspruchsmöglichkeit für Nutzer vor, wenn sie der Ansicht sind, ihre Inhalte seien fälschlicherweise als illegal eingestuft worden und deshalb in Deutschland nicht mehr sichtbar. Allerdings müssen die Netzwerkanbieter eine Beschwerdestelle nur unter ganz bestimmten Bedingungen einrichten, die momentan - auch vier Monate nach vollständigem Inkrafttreten des Gesetzes - noch nicht erfüllt sind.

dpa/reuters/jat