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Neue Regeln auf YouTube Für One-Hit-Wonder gibt's kein Geld mehr

Es wird schwerer, auf YouTube Geld zu verdienen: Unter dem Druck der Werbebranche ändert Google seine Regeln. Ärgern wird das vor allem Einsteiger und Nischenkanäle.
Frau vor YouTube-Logo

Frau vor YouTube-Logo

Foto: Nicolas Armer/ dpa

Von einem "Zwergenaufstand" sprach CSU-Politiker Alexander Dobrindt kürzlich, als Proteste der SPD-Basis gegen das Sondierungsergebnis aus Berlin laut wurden. Ein dämliches Wort, ja, aber bald könnte sich neben der SPD-Spitze auch YouTube mit einem Aufruhr von vielleicht nur vermeintlich unbedeutenden Unterstützern konfrontiert sehen.

Denn die Google-Tochterfirma hat gerade neue Monetarisierungs-Regeln für ihre Plattform angekündigt. Regeln, die vor allem kleine, aber teils seit Jahren in Nischen bestehende Kanäle ärgern dürften. Außerdem wird es für Nutzer, die gerade ihre ersten Videos auf die Plattform stellen, künftig deutlich schwerer, damit Geld zu verdienen.

Schon 2017 hatte YouTube eine Hürde von 10.000 Klicks pro Kanal eingeführt: Nur wer diese Mindestzahl erreichte, konnte noch ins sogenannte Partnerprogramm der Plattform eintreten und fortan mitverdienen, wenn rund um seine Inhalte Werbung ausgespielt wurde.

1000 Abonnenten sowie 4000 Stunden Sehdauer

Zum 20. Februar hat YouTube nun eine neue Grenze zur Teilnahme an seinem Partnerprogramm festgelegt: 1000 Abonnenten braucht es, in Kombination mit 4000 Stunden Videoabrufen in den vorherigen zwölf Monaten.

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Wer etwa als One-Hit-Wonder auf YouTube Geld verdienen will, muss die Zuschauer künftig also motivieren, nicht nur sein Video anzuschauen, sondern auch seinen Kanal zu abonnieren. Ein einziger Clip mit zigtausenden oder gar Millionen Aufrufen, sei es ein Amateur-Video von einem bedrohlich nahen Hurrikan oder einer lustigen Alltagspanne, ist dann womöglich zu wenig, um dem Uploader Einnahmen zu bescheren.

Für Leute, die solche Aufnahmen gemacht haben, könnte es dadurch attraktiver werden, ihre potenziell viral gehenden Inhalte an bekannte YouTuber oder Content-Agenturen zu verkaufen, die diese dann auf bereits etablierten Kanälen veröffentlichen.

Andere Finanzierungsformen werden interessanter

Am empfindlichsten treffen wird die 1000-Abonnenten-Schallmauer derweil Nischenkanäle mit einigen Hundert, dafür vielleicht besonders engagierten Zuschauern. Sie fliegen aus dem Partnerprogramm, wenn sie nicht binnen der nächsten Wochen die neu festgesetzte Mindestabonnentenzahl für die Mitgliedschaft erreichen. Ihre Videos sind dann automatisch - von Produktplatzierungen und ähnlichem abgesehen - werbefrei, bringen also kein Geld mehr.

Die Einnahmen der Betreiber vieler kleiner Kanäle dürften zwar schon jetzt überschaubar sein. Die Teilnahme am Partnerprogramm bot den Videomachern aber auch Zusatz-Optionen wie die, Abspanne und Infokarten einzusetzen.

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Der Frust diese Gruppe über die Regelrefom dürfte also groß sein - und wie sie darauf reagiert, wird sich zeigen. Denkbar wäre beispielsweise ein verstärktes Betteln um die zur Zahl 1000 noch fehlenden Abos oder ein Wechsel zu alternativen Plattformen und Finanzierungsmodellen. Manche Videomacher könnte die Hürde auch in Versuchung bringen, sich zusätzliche Aufrufe oder Abonnenten zu "kaufen" - womit man jedoch in der Regel gegen YouTubes Nutzungsbedingungen verstößt.

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Ein absehbarer Schritt

Dass YouTube seine Regeln verschärft, zeichnete sich ab: Google hat seit geraumer Zeit Ärger mit zahlreichen großen Anzeigenkunden, weil deren Werbeclips immer mal wieder zum Beispiel vor terrorverherrlichen Videos ausgespielt wurden. Einige namhafte Firmen zogen ihre Buchungen nach solchen Ereignissen zurück, YouTube versprach Besserung. Die Einführung der bisherigen 10.000-Klicks-Marke war eine erste Reaktion auf das Problem.

In der Folge des Streits um unpassend platzierte Werbung beschwerten sich vergangenes Jahr auch viele deutsche Videomacher über zurückgehende Einnahmen auf YouTube. Der Grund: Plötzlich waren manche Videos, für die jahrelang Geld floss, wertlos geworden. Das heißt: Weitere Klicks darauf brachten den Videomachern kein Geld mehr.

Unter der Änderung, die viele als Übervorsicht von YouTube interpretierten, litten unter anderem Macher von Gaming- und Politik-Videos. So hatte YouTube in den letzten Monaten nicht nur mit Werbekunden, sondern auch mit Videomachern Ärger.

Mehr Kontrolle für Werbekunden

Von YouTube heißt es nun, mit dem neuen System wolle man einerseits die YouTube-Videomacher belohnen, "die ansprechende Inhalte schaffen" und anderseits "schlecht gesinnte Akteure und Spammer davon abzuhalten, das System auszutricksen". Dass potenziell unangemessene Videos monetarisiert werden, könne "den Einkünften von allen" schaden, heißt es.

Das Vertrauen der Werbetreibenden will YouTube indes damit zurückgewinnen, dass Werbekunden besser nachvollziehen können, was mit ihren Anzeigen passiert. "In den kommenden Monaten werden wir ein dreistufiges Kontrollsystem einführen, das Werbetreibenden erlaubt, die Anforderungen einer geeigneten Platzierung ihrer Marke widerzuspiegeln und die entsprechend mögliche Reichweite mitzubestimmen", kündigt YouTube an.

Außerdem verspricht das Unternehmen, Kanäle und Videos, die Teil der von Google Preferred genannten Werbebuchungs-Pakete sind, demnächst manuell zu prüfen. Werbeinhalte sollen so nur noch bei jenen Videos aus dem Preferred-Umfeld auftauchen, die YouTubes Richtlinien entsprechen, heißt es. Google Preferred bietet Firmen die Möglichkeit, ihre Werbung unkompliziert in aktuell beliebten Kanälen aus Bereichen wie "Beauty & Fashion" oder "Kochen & Rezepte" zu schalten.