Auto

VW ruft e-Golf zurück Vision von Volkswagen bekommt Knacks

Dem e-Golf droht eine Notfall-Abschaltung und damit auch ein Ausfall des Motors.

Dem e-Golf droht eine Notfall-Abschaltung und damit auch ein Ausfall des Motors.

Die Zukunft liegt für VW in der Elektromobilität. Nach dem Diesel-Skandal hat aber auch diese Vision einen herben Schlag bekommen. In den USA müssen die Wolfsburger sämtliche verkauften e-Golf in die Werkstätten rufen.

Es ist schon eine Krux. Im Zuge des Dieselskandals ruft Volkswagen eine neue Strategie aus: Elektroautos sollen in Zukunft die Zielrichtung der Wolfsburger sein. Zuletzt stellte VW den Budd-e als Konzeptauto vor – einen elektrisch betriebenen Nachfahren des legendären Bulli. Bis spätestens 2020 soll nicht nur der Nachfahre der T-Serie rein elektrisch fahren, sondern auch die Fahrzeuge der Konzerntöchter. Das soll der Auftakt einer großen E-Offensive sein. "Viele weitere Modelle werden folgen", hatte VW-Markenchef Herbert Diess vollmundig angekündigt.

Der Budd-e soll ein beredtes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit von VW sein.

Der Budd-e soll ein beredtes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit von VW sein.

Jetzt hat auch diese Vision einen Knacks bekommen. In den USA ruft Volkswagen alle e-Golf wegen eines Problems mit der Stromversorgung zurück. Wie eine Volkswagen-Sprecherin am Montag mitteilte, sind von der Rückrufaktion rund 5561 e-Golfs der Jahrgänge 2015 und 2016 betroffen. In Einzelfällen und unter bestimmten Bedingungen könne es zu einem plötzlichen Ausfall des Elektromotors kommen. Volkswagen unterrichtete nach eigenen Angaben die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA über den Vorgang.

Das Überwachungssystem der Batterie könne ein Ansteigen der Stromleistung als gefährlich einstufen, erklärte VW. Das wiederum könne zu einer Notfall-Abschaltung der Batterie und damit des elektrischen Motors führen, was im schlimmsten Fall einen Unfall nach sich zieht. Nicht betroffen vom Abschalt-Risiko sind laut VW Bremsen, Lenkung, Licht und Airbags, die über einen anderen Stromkreis mit geringerer Voltzahl betrieben werden. Der mögliche Defekt betreffe wegen des unterschiedlichen Stromsystems jedoch nur die USA, erklärte der Sprecher. Ein Update der Akku-Software soll schnell Abhilfe schaffen.

Schlechtes Karma übernommen?

Der Touareg hat Probleme mit den Pedalen. Auch ihn ruft VW weltweit zurück.

Der Touareg hat Probleme mit den Pedalen. Auch ihn ruft VW weltweit zurück.

Mit Blick auf das Kapitel Pleiten, Pech und Pannen scheint VW für den Moment in den USA das schlechte Karma von Toyota übernommen zu haben. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Konzern weltweit 800.000 Autos wegen eines möglichen Problems mit den Fußpedalen in die Werkstätten zurückrufen muss. Betroffen sind Fahrzeuge des Typs VW Touareg und Porsche Cayenne der Jahrgänge 2011 bis 2016, wie beide Unternehmen mitteilten. In Deutschland beordert der Konzern 90.000 Wagen zurück.

Grund für die Rückrufaktion ist den Angaben zufolge ein "möglicherweise gelöster Sicherungsring", dessen Montage in der Werkstatt nun kontrolliert werden solle. Volkswagen rief 391.000 Fahrzeuge vom Typ Touareg "zur vorsorglichen Überprüfung" in die Werkstätten zurück, davon knapp 58.000 in Deutschland. Porsche beorderte knapp 409.500 Autos zurück, davon hierzulande knapp 31.000.

Möglicherweise sei der Sicherungsring am Lagerbock des Fußpedals gelöst, erklärten die zum VW-Konzern gehörenden Marken. Das Problem sei bei "internen Untersuchungen" erkannt und in der laufenden Produktion bereits abgestellt worden. Die korrekte Montage des Sicherungsrings soll bei einem Werkstattbesuch kontrolliert werden. Dieser sei kostenlos und solle weniger als eine halbe Stunde dauern. Die Besitzer der betroffenen Fahrzeuge werden direkt vom Hersteller kontaktiert.

Diesel-Skandal zehrt an der Substanz

Der Ärger mit den Pedalen und mit der Elektrik im e-Golf kommt für Volkswagen zur Unzeit: Seit Monaten steckt der Konzern wegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte in einer massiven Krise. Der Autobauer hatte im September nach US-Ermittlungen eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen eine Software eingesetzt zu haben, die den Messwert bei Emissionstests künstlich drückt. In Deutschland sind rund 2,4 Millionen Fahrzeuge betroffen, in den USA fast 600.000.

In den USA gewährte ein Richter dem Konzern am Donnerstag jedoch einen vierwöchigen Aufschub bis zum 21. April, um einen Plan zur Behebung der Manipulationen vorzulegen. Richter Charles Breyer vom Bundesgericht in San Francisco verkündete die Fristverlängerung bei einer kurzen Anhörung zu dem Fall.

Die Vorlage des Plans verzögert sich unter anderem dadurch, dass sich der Konzern bislang noch nicht mit der US-Umweltbehörde EPA über Umrüstungen, Rückkäufe und andere mögliche Maßnahmen einigen konnte. Der Konzern versicherte jedoch am Donnerstag in einem Statement, dass die Verhandlungen "Fortschritte machen". Der Konzern arbeite auch in enger Kooperation mit Richter Breyer daran, eine "rasche und faire Lösung" zu finden.

Bei dem Gericht in San Francisco sind hunderte Zivilklagen unter anderem von Autobesitzern und Händlern gegen Volkswagen anhängig. Auch die im Auftrag der EPA vom Justizministerium erhobene Zivilklage wurde nach VW-Angaben inzwischen von einem Bundesgericht in Detroit nach San Francisco transferiert. Dem Konzern drohen Straf- und Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe.

Quelle: ntv.de, hpr/dpa/AFP/rts

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