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Bundestag Ermittler vermuten Geheimdienst hinter Cyberangriff

Das professionelle Vorgehen der Täter, die Komplexität der eingesetzten Trojaner - all dies deutet darauf hin, dass hinter dem Cyberangriff auf den Bundestag ein Geheimdienst steckt. Mehrere Tausend PC könnten betroffen sein.
Plenarsaal des Bundestags: Offenbar eine "maßgeschneiderte Attacke"

Plenarsaal des Bundestags: Offenbar eine "maßgeschneiderte Attacke"

Foto: Hannibal Hanschke/ dpa

Hinter der jüngsten Cyberattacke auf das Datennetz des Deutschen Bundestags steckt womöglich ein ausländischer Geheimdienst. Diesem Verdacht gehen nach Informationen von SPIEGEL ONLINE die mit der Aufklärung des Falls befassten Sicherheitsbehörden nach.

Die Vermutung der Ermittler stützt sich auf erste Analysen der Spionage-Software, die inzwischen auf mehreren Bundestagscomputern gefunden wurde. Das Programm hatte offenbar das interne Parlamentsnetz "Parlakom" genutzt, um sich auf immer mehr Computer zu verbreiten.

Wie SPIEGEL ONLINE aus Sicherheitskreisen erfuhr, handelte es sich bei dem Spähangriff offenbar um eine "maßgeschneiderte Attacke": Die Komplexität der eingesetzten Schadprogramme, sogenannte Trojaner, und das hochprofessionelle Vorgehen der Täter, sprächen für einen nachrichtendienstlichen Hintergrund.

Laut Parlamentskreisen nimmt die Affäre immer größere Ausmaße an: Neben Dienstcomputern in den Gebäuden des Bundestags sind offenbar auch etliche Rechner in Wahlkreisbüros von Abgeordneten betroffen. Insgesamt könnten demnach mehrere Tausend PC Ziel der Cyberattacke geworden sein.

Der entstandene Schaden ist nach den Worten von Experten bislang nicht absehbar; es könne Monate dauern, bis das interne Bundestagsnetz wieder voll funktionstüchtig sei.

Während sich die Bundestagsverwaltung weiter nicht zu Einzelheiten des Spähangriffs äußern will, beschäftigte der Fall am Mittwoch das geheim tagende Parlamentarische Kontrollgremium. Ursprünglich sollte das Thema bei einer Sitzung des Innenausschusses erörtert werden, wurde dann jedoch wieder von der Tagesordnung genommen.

Am Freitag war bekannt geworden, dass unbekannte Hacker spätestens Anfang Mai erfolgreich in das "Parlakom"-Netz eingedrungen waren. Von dem Spähangriff betroffen sind offenbar auch Bundestagscomputer von Regierungsmitgliedern, möglicherweise sogar Rechner aus dem Parlamentsbüro der Kanzlerin.

Ob - und wenn ja: welche - Daten gestohlen wurden, ist derzeit noch nicht bekannt.