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Zwiebelfisch E-Mail for you

Das wird viele überraschen: Die Annahme, dass Rechtschreibung beim E-Mail-Schreiben keine Rolle spiele, ist falsch! Und Smileys ersetzen keine Interpunktion. Wie viel "Re: AW: Re: AW: Hi!" verträgt ein Mensch am Tag? Was gehört in die Betreffzeile? Und wofür steht eigentlich LOL? Ein paar Gedanken über Form und Inhalt von E-Mails.

Es besteht kein Zweifel: E-Mail hat unser Leben verändert. Als die Post noch ausschließlich auf dem Landwege verschickt wurde, bekam man frühestens nach zwei Tagen eine Antwort. Dank E-Mail ist heute die Antwort oft schon nach wenigen Minuten da. Ob vom Kollegen, der nur ein paar Zimmer weiter sitzt, oder vom Freund aus der Schweiz - die Entfernung spielt keine Rolle mehr. E-Mail ist zu einer Form der schriftlichen Kommunikation geworden, die aus dem Alltag, insbesondere dem Büro-Alltag, nicht mehr wegzudenken ist und die die klassische Form des Briefschreibens in weiten Teilen abgelöst hat.

Eine Bekannte hat mir unlängst berichtet, dass sie auf einem Postamt war, um eine einzelne schöne Briefmarke zu kaufen. Der Schalterbeamte sagte ihr, sie müsse entweder gleich einen ganzen Bogen mit zehn Stück erwerben oder sich mit einer Marke aus dem Automaten begnügen. Einzeln würden Briefmarken nicht mehr verkauft. So weit ist es also schon gekommen. Dies ist zweifellos eine Folge des E-Mail-Verkehrs, der parallel zur Ausbreitung des Internets in den letzten zehn Jahren rasant zugenommen und immer weitere Bevölkerungsteile für die Teilnahme an der elektronischen Kommunikation gewonnen hat.

Wenn die Elektro-Post den traditionellen Briefverkehr derart zurückgedrängt hat, dass das klassische Hobby des Briefmarkensammelns zum Aussterben verurteilt ist, ist es zweifellos angebracht, sich über Form und Inhalte von E-Mails Gedanken zu machen. Das Verschicken von Post über das Internet mag sehr viel einfacher, schneller und auch billiger geworden sein als über den Landweg, aber das heißt nicht, dass sämtliche Regeln des traditionellen Briefverkehrs außer Kraft gesetzt sind.

Die oder das E-Mail, da fängt das Problem schon einmal an. Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum verschicken tagtäglich Millionen von E-Mails, und die meisten sind sich nicht einmal über das Geschlecht dieser Kommunikationsform im Klaren*. Ganz zu schweigen von der korrekten Schreibweise: kleines e oder großes E, in einem Wort geschrieben oder mit Bindestrich? Ich empfehle in solchen Fällen stets, sich an bestehenden Schreibweisen zu orientieren: die U-Bahn, der O-Saft, das A-Hölzchen, die E-Musik - das würde schließlich auch niemand in einem Wort schreiben. Folglich auch nicht die E-Mail, sonst läse es sich wie das Wort Email, und das hat eher etwas mit Kochtöpfen und Badewannen und weniger mit elektronischer Kommunikation zu tun.

Weil es zu diesem Thema vieles zu sagen gibt, fällt der heutige Zwiebelfisch etwas länger aus. Nachstehend finden Sie acht weiterführende Artikel zu den Themen Betreffzeile, Anrede und Signatur, HTML-Mails, Abkürzungen, Orthografie, Antwortfunktion und Vertraulichkeitshinweis. Ein Klick auf die einzelnen Symbolbilder führt Sie direkt in den jeweiligen Artikel.

*In der Standardsprache hat sich die weibliche Form durchgesetzt; in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz wird daneben sehr häufig auch die sächliche Form verwendet. Der Duden lässt beides zu.


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