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Foursquare, Gowalla, Facebook Places & Co. Ich bin hier! Wer noch?

"Wo bist Du gerade?", lautete unter Internet- Enthusiasten eine der Fragen des Jahres.

Die Vorstellung klingt ansprechend: Da sitzt man im Sommer in einem Straßencafé oder im Winter in einer Skihütte und schaut, ob vielleicht jemand von den Freunden in der Nähe ist. Wenn sie sogenannte ortsbasierte Dienste wie Facebook Places (auf Deutsch: Orte), Foursquare, Gowalla oder das deutschen Angebot Friendticker nutzen, tauchen sie auf einer Karte auf - dort, wo sie sich zuletzt angemeldet ("eingecheckt") haben, möglicherweise ganz in der Nähe. Es ist vor allem der Siegeszug von iPhone, Blackberry und anderen GPS-tauglichen Smartphones, der lokale Dienste zu einem Massenphänomen werden lassen könnte. Immer mehr Menschen haben einen potenziellen Freunde-Radar in der Hosentasche. Und so entwickelten sich soziale Geodienste zu einem der großen digitalen Trends des Jahres.

Ortsbasierte Funktionen bereicherten die sozialen Kontakte, denn so kämen eventuell Begegnungen zustande, wo man sich früher einfach verpasst hätte, sagt Facebook. Das soziale Netzwerk ist erst seit Oktober in diesem Bereich aktiv, wird aufgrund seiner Größe von 500 Millionen Mitgliedern den Markt aber stark beinflussen. Doch noch schärfer als bei bisherigen Online-Angeboten stellt sich bei solchen Geodiensten auch die Frage nach dem Schutz der Privatsphäre: Datenschützer wie der Bundesbeauftragte Peter Schaar warnen vor der "Gefahr des gläsernen Mobilfunknutzers", von dem Bewegungsprofile erstellt und Daten über Lebensstil und Kaufverhalten gesammelt werden können. Jeder Teilnehmer steht vor der Frage: Wie stelle ich sicher, dass nur diejenigen meinen Aufenthaltsort sehen können, bei denen ich das auch wirklich will? Bin ich mir aller möglichen Konsequenzen bewusst? Könnten zum Beispiel Einbrecher einem die Wohnung ausräumen, wenn man gerade viele Kilometer entfernt eingecheckt hat? Schon Anfang des Jahres hatte die Webseite "Please rob me" aus Statusmeldungen von Twitter und verschiedenen ortsbasierten Diensten automatisch Listen von Wohnungen generiert, in denen gerade niemand zu Hause ist. Zum Glück handelte es sich dabei um eine Aktion, die Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken sollte.

Mitteilungsbedürfnis ohne Ende

Allen Zweifeln zum Trotz: Mit der Verbreitung von Smartphones sind ortsbezogene Dienste unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Sie scheinen das Mitteilungsbedürfnis der Menschen zu treffen - und auch den Spieltrieb. Bei Places-Konkurrenten wie Foursquare oder Gowalla kann man auch als eifriger "Einchecker" Ehrentitel oder Sonderangebote gewinnen. Facebook lockt seit Kurzem ebenfalls mit Schnäppchen und virtuellen Rabattmarken. Das "Deals" genannte Angebot, das mit der Places-Funktion verknüpft ist, gibt es nur in den USA - noch.

Auch bei den sozialen Geodiensten geht es vor allem um eines: Geld - viel Geld. Das Marktforschungsunternehmen Gartner prognostiziert, dass in vier Jahren um die 1,13 Milliarden Werbe-Dollar in solche sozialen Geodienste fließen werden - verglichen mit 29,2 Millionen im vergangenen Jahr. Und der Riese Facebook wird davon einen Löwenanteil einsaugen, ist Gartner-Analystin Annette Zimmermann überzeugt. "Wenn sich die kleineren Anbieter nicht einen starken Partner suchen, haben sie keine Chance. Da kann man nicht gegen ankommen." Sie schätzt, dass drei große Spieler den Markt unter sich aufteilen werden: Facebook, der Suchmaschinenriese Google mit seinen gewaltigen Datenbeständen - und Handy-Weltmarktführer Nokia. Die Finnen versuchen schon seit Jahren, Geodienste auf ihren Handys zu etablieren, allerdings bisher mit geringem Effekt.

DPA/san DPA

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