Wenn Sie über Links in unseren Artikeln einkaufen, erhalten wir eine kleine Provision. Das hat weder Einfluss auf unsere redaktionelle Unabhängigkeit noch auf den Kaufpreis.
Audi A7 im Test: 3 Displays, davon 2 Touchscreens mit haptischem Feedback
Im Audi A8, A7 und A6 blickt der Fahrer auf drei große Bildschirme: Auf das 12,3 Zoll große Audi Virtual Cockpit direkt vor sich und auf die beiden Touchscreens mit haptischem Feedback in der Mittelkonsole. Wir haben MMI Navigation plus mit MMI Touch response im Audi A7 getestet. Mit Leckerbissen wie Google-Earth-Karte, aber ohne MMI Controller.
Vorab die Preise. MMI Navigation plus mit MMI Touch response inklusive Audi Virtual Cockpit kostet 2200 Euro. Die Audi-Connect-Dienste mit diversen Internetdiensten sind für drei Jahre gratis enthalten. Dazu kommen noch 120 Euro für den DVD-Player, 430 Euro für DAB+-Radio und 6070 Euro für das Bang&Olufsen Advanced Sound System mit 3D-Klang.
Das Head-up-Display gehört nicht unmittelbar zum Infotainmentsystem, es ergänzt dieses aber hervorragend. Dafür kassiert Audi noch einmal 1390 Euro.
Ausstattung, Bedienkonzept und Funktionen von MMI Navigation plus mit MMI Touch response
Das Infotainmentsystem im Audi A8 und Audi A7 ist eine Weiterentwicklung des aus dem Audi A4 bekannten Infotainmentsystems. Der Fahrer blickt also direkt vor sich im Armaturenbrett auf das faszinierende und gut ablesbare Audi Virtual Cockpit (12,3-Zoll-Farbdisplay ohne Touch-Funktion). Wichtige Informationen wie die gefahrene Geschwindigkeit, Tempolimits, ACC-Einstellungen oder Abbiege-Hinweise für die Navigation sehen Sie zudem direkt vor sich im Blickfeld nach vorne auf dem Head-up-Display an der Windschutzscheibe.
Auf dem oberen der beiden MMI-Touchscreens in der Mitte des Armaturenbretts finden Sie den Navigations-Bildschirm und die Menüs für Radio und Medien, Telefonie und die verschiedenen Internetdienste wie Nachrichten-Ticker, Kraftstoff-Preisrecherche oder Parkplatzsuche. Ebenso gibt es eine Google-Suche sowie die Google-Earth-Ansicht für die kleine Navigationskarte im Audi Virtual Cockpit und für die große Navigationskarte im oberen der beiden mittlerweile Touchscreens. Die Tomtom-Echtzeit-Verkehrslagedaten sind ebenfalls nach wie vor vorhanden.
Als Steuerzentrale für alle diese Funktionen dient der Modulare Infotainment-Baukasten in seiner aktuellen Ausbaustufe MIB 2+. Er integriert einen K1-Prozessor vom Audi-Kooperationspartner Nvidia. Ein zweiter K1-Chip erzeugt die Grafiken auf dem Audi Virtual Cockpit, das als digitales Kombi-Instrument eine Auflösung von 1920 x 720 Pixel bietet.
Das ist neu: Zwei Touchscreens mit Feedback und kein MMI-Controller
1. Ohne Controller: Den Dreh-/Drück-Steller MMI Controller und das Touchpad findet man nicht mehr auf der Mittelkonsole. Sie bedienen das neue MMI also nur noch per Touch auf einen der beiden Touchscreens, über die Lenkradtasten und über die Sprachsteuerung.
2. Zwei Touchscreens übereinander: Es gibt nun zwei Touchscreens auf der Mittelkonsole beziehungsweise in der Mitte des Armaturenbretts: Der obere ist 10,1 Zoll groß und löst mit 1540 × 720 Pixel auf; der untere ist 8,6 Zoll groß. Bisher verbaute Audi nur einen großen Touchscreen für das MMI und eben noch das Audi Virtual Cockpit direkt vor dem Fahrer. Mit Audi A8 und A7 ändert sich das: Jetzt stehen dem Fahrer insgesamt drei Bildschirme zur Verfügung: das Audi Virtual Cockpit (das kein Touchscreen ist) und zwei übereinander angeordnete Touchscreens im Armaturenbrett. Deren Aufgabe beziehungsweise Anzeige ist klar getrennt. Auf dem oberen Touchscreen finden Sie wie bisher das klassische MMI-Menü mit Navigation, Radio, Medien, Telefonie, Fahrzeugeinstellungen und allen Internetdiensten. Auf dem unteren Touchscreen bedienen Sie die Klimaanlage und die Heizung sowie die Sitzheizung. Außerdem können Sie auf dem unteren Touchscreen auch handschriftliche Eingaben machen und Shortcuts für häufig benötigte Funktionen ablegen – das entspricht dann den klassischen Favoriten- oder Stationstasten.
Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass Sie keine physischen Tasten mehr zur Klima-/Heizungsregelung haben. Sie können die Heizung allenfalls noch per Sprachbefehl einstellen, was im Test einwandfrei klappte: „Stelle Heizung auf 23 Grad“ macht genau das.
Touchscreens haben einen großen Nachteil gegenüber physischen Bedienelementen: Sie lassen sich nicht blind bedienen, sondern Sie müssen immer zumindest kurz auf den Touchscreen blicken, um den gewünschten Menü-Punkt zu treffen. Das ist auch im Audi A7 mit dem verbesserten MMI so und lässt sich nicht ändern.
3. Touchscreens mit haptischem und akustischem Feedback
Zumindest versucht Audi aber einen weiteren Nachteil der Touchscreens zu entschärfen: Das fehlende Feedback durch den Touchscreen, wenn man einen Fingerdruck macht. Dafür haben die Ingolstädter nämlich ein haptisches Feedback eingeführt. Sobald man einen Menü-Punkt drückt und auslöst, quittiert der Touchscreen das fühlbar und hörbar.
Der Benutzer spürt also einen gewissen Widerstand, wenn er zum Beispiel die Temperatur der Klimaanlage ändert (auf dem unteren der beiden in der Mittelkonsole übereinander verbauten Touchscreens) oder wenn er im oberen Touchscreen den Menü-Punkt wechselt. Zusätzlich hört der Fahrer einen leisen Klick.
Man weiß also zumindest, dass man etwas gedrückt hat. Ob es auch der richtige Menü-Punkt war, stellt sich erst danach heraus. Übrigens verlangen beide Touchscreens nach einem kräftigen Druck, ein flüchtiges Drüberwischen löst noch keine Aktion aus. Das ist gut so, denn dadurch werden versehentliche Eingaben vermieden.
Neben dem Touchscreen und den ergonomisch gelungenen Lenkradtasten ist wie gehabt die Sprachsteuerung ein wesentlicher Baustein des Bedienkonzepts des MMI Navigation plus. Wie schon im A4 oder im TT funktioniert die Sprachsteuerung gut. Ganz fehlerfrei arbeitet sie allerdings nicht. Hin und wieder kommt es durchaus vor, dass das MMI unsere Zieleingabe für die Navigation nicht versteht oder auch mal einen Radiosender verwechselt. Apropos Radiosender: Sie können bei der Sprachsteuerung nicht sprechen, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist, sondern müssen genau die vom MMI erwartete Befehlssyntax einhalten.
Die Erkennungsleistung der Sprachsteuerung lässt sich übrigens verbessern, wenn die Sprachbefehle nicht nur auf dem Fahrzeugrechner, sondern auch auf Servern von Audi ausgewertet werden (hybrider Dialogmanager). Sie können entscheiden, ob Sie damit einverstanden sind, dass Ihre Sprachbefehle an die Audi-Server weitergeleitet werden.
Gefuchtel unerwünscht: Auf eine Gestensteuerung wie bei BMW Connected Drive (dort etwas holprig als Gestiksteuerung bezeichnet) oder im VW Golf VII verzichtet Audi. Und das ist gut so. Denn weder die Gestensteuerung bei der Konzernmutter VW noch beim Rivalen BMW konnten im Test überzeugen, auf dieses Gimmick kann man gut verzichten.
Audi MMI war und ist ein intuitiv bedienbares, leistungsfähiges und optisch ansprechendes Infotainmentsystem der Spitzenklasse. Die Aufteilung der Funktionen/Menüs auf zwei getrennte große Touchscreens macht Sinn und verbessert die Bedienbarkeit. Sehr vorteilhaft ist auch das haptische Feedback der Touchscreens.
Trotz des haptischen und akustischen Feedbacks des Touchscreens bleibt aber eine gewisse Ablenkungsgefahr vorhanden – das gilt für alle modernen Infotainmentsysteme aller Hersteller. Die hervorragende Blindbedienbarkeit eines Systems mit physischen Tasten erreichen Sie auch im aktuellsten Audi nicht. Nichts lässt sich im Dunkeln und ohne hinzuschauen so zuverlässig bedienen wie ein klassischer Dreh-Drückknopf oder eine physische Taste.
Hans-Christian Dirscherl schreibt seit über 20 Jahren zu fast allen IT-Themen. Sein Fokus liegt auf der Koordination und Produktion von Nachrichten mit hohem Nutzwert sowie auf ausführlichen Tests und Ratgebern für die Bereiche Smart Home, Smart Garden und Automotive.